Hybrides Lernen @ FH Burgenland

Kleiner Hügel, große Wirkung: Ich bin ausgerutscht und meine Quatrizepssehne ist gerissen. Durch einen sehr schweren Spaltgips war meine Mobilität stark eingeschränkt, mir war es aber wichtig, ein Stück der Lehrveranstaltung im Studiengang Wissensmanagement an der FH Burgenland umzusetzen. In dieser – heuer mit dem teaching award der FH Burgenland ausgezeichneten – Lehrveranstaltung geht es um das gegenseitige Kennenlernen und die ersten Schritte hin zu eigenen Arbeiten mit Blog / E-Portfolio.

Ich habe hier einige Erkenntnisse aus der #smartsetting – Weiterbildung umgesetzt / weiterentwickelt:

Die studierenden erhielten vorab einen genauen Ablauf der Lehrveranstaltung, die in zwei Gruppen umgesetzt wird. Ich habe in jeder Gruppe vorab zwei bis drei Studierende gewinnen können, mich vor Ort zu unterstützen (Danke dafür!!). Sehr wichtig war auch die Studiengangsleiterin Barbara Geyer -Haydn, welche ein Mikrofon organisierte.

Ich habe hier ZOOM genutzt, weil diese Software aktuell am stabilsten läuft und ein Einstieg mehrerer Teilnehmende sehr einfach ist. Wichtig war mir, auf jeden Fall zumindest ausschnittsweise das Geschehen im Raum mitzubekommen. Dafür wurden die Webcams von Studierenden genutzt, ich (bzw. mein Bildschirm) war über den Beamer sichtbar und im Raum hörbar.

Diese Lehrveranstaltung ist am Inverted Classroom Modell ausgerichtet: Die Studierenden erhalten sowohl Vorbereitungsmaterial als auch damit verbundende -aufgaben, wobei das peer learning inkl. gegenseitiger Rückmeldung zentrale Rollen spielen. So hatten die Studierenden hier sich nicht nur mit einigen grundlegenden Artikeln zum Thema Bloggen auseinandergesetzt und einem Einstiegskurs zu WordPress, sie setzten auch eine Rechercheaufgabe nach „Wissensblogs“ um, also solchen, die sich im weitesten Sinn mit Wissensmanagement beschäftigen. Diese sollten nach von mir vorgegebenen Kriterien analysiert und miteinander verglichen werden.

Im zweiten Schritt sollten zumindest zwei solcher Analysen von anderen Studierenden durchgesehen und dazu ein Peer Assessment abgegeben werden. Dies führt dazu, dass die Studierende eine große Zahl an Blogs und wie diese gestaltet sind kennenlernen sowie Ideen für die Ausrichtung eigener Inhalte bekommen. Durch das Etherpad waren alle Ergebnisse der Einzelarbeit sofort für alle sichtbar und zugänglich – insgesamt war diese Umsetzung auch ein Beispiel, wie Lernen und wissensmanagement in einem hybriden Setting gut laufen kann.

Dazu aufbauend habe ich die Präsenzarbeit mit einer Einzelarbeit gestartet, wo jede*r in einem Etherpad wesentlichste Wahrnehmungen aus diesem Prozess zusammenfasste und daraus Schlussfolgerungen für das eigene Bloggen zog. Diesen Prozess konnte ich live mitvollziehen und kommentierte einzelne Beiträge bzw. stellte Fragen an die Verfassenden bzw. die Studierenden insgesamt zu einzelnen Wahrnehmungen oder Begriffen. Dabei führte ich das Prinzip ein, dass jede*r der*die sich zu Wort meldet, den eigenen Namen voranstellte. Denn ich sah zwar am Übersichtsbild, das jemand sprach, aber nur bedingt wer das war. So konnte ich leicht und schnell den*die Studierenden wieder ansprechen.

In einem darauf aufbauenden Schritt setzte ich die Improvisationsmethode „Ich bin, ich bin, ich nehme“ ein. Die Vorgabe: Jeder Begriff sollte ein möglicher Bestandteil eines Blogs sein oder was diesen als „gelungen“ wahrnehmbar macht. Dabei wurde die Kamera im Raum so gedreht, dass ich das Geschehen mit verfolgen konnte. Ich habe diese Methode schon sehr oft umgesetzt. Und es ist sichtlich gut gelungen, sie so zu erklären, dass sie von allen Anwesenden auf sehr intensive Weise umgesetzt werden konnte. Die entstehenden Begriffe wurden von freiwilligen Studierenden in einem Padlet mitgeschrieben. Eine schöne Variante, Inhalte anzuwenden und gleichzeitig auf spielerische Weise zu vertiefen, bzw. auch Aspekte zu finden, die so bislang noch nicht in den Vordergrund geraten waren. Zu den Begriffen wurde dann noch kurz diskutiert.

In einem nächsten Schritt reflektierten die Studierenden nochmals ihre Erfahrungen und Strategien beim Suchen nach „Wissensblog“ in Triaden und hielten dabei eingesetzte Keywords paper based fest. Die niedergeschriebenen Worte dienten dann als Inspiration weitere Keywords für eine solche Suche festzuhalten. Abschließend markierten die Studierende Worte auf diesen Zettel, die sie als Beschreibung für den eigenen Blog als „passend“ / inspirierend erlebten. Die fertigen Bilder wurden dann für mich in die Kamera gehalten und von einem Studierenden der Triade zusammengefasst. Wäre ich vor Ort gewesen, wäre die Zeit für diese Gruppenarbeit prozessorientiert vermutlich am Ende etwas kürzer gefallen, die Studierenden hatten aber sichtlich kein Problem dabei, die Zeit für sich sinnvoll zu nutzen.

Wichtig in dieser Lehrveranstaltung ist mir, mit möglichst allen Studierenden in Kontakt zu kommen und in dieser wichtigen Orientierungsphase zu unterstützen. Ich erlebe den Einsatz des Blogs / E-Portfolios als wichtigen Aspekt des Working Out Loud, eines der Grundhaltungen des Studiengangs. Auch in der Hinsicht auf die Fokusierung von Themen, welche für die Studierenden tatsächlich in einem möglichst intensiven Form von Interesse sind. Ich habe das in diesem Setting mit einer „Coaching Zone“ umgesetzt, was ich schon länger in einem hybriden Setting austesten wollte:

Im Raum wurde ein Bereich durch zwei Pinnwände abgetrennt, ein Rechner aufgesetellt auf dem ein Onlinemeeting lief, wo ich Einzelgespräche umsetzen konnten. Parallel liefen (andere) Triaden, in denen die Studierenden – auch aufbauend zu einem Input von mir zum Prinzip des Redaktionskonzepts – an eigenen Ideen zum Blogge brainstormten, sich gegenseitig Rückmeldung gaben. So entstand ein hohes Ausmaß an Intimität, das von den allermeisten Studierenden genutzt wurde.

Was nicht ganz so intensiv funktioniert hatte war, dass nicht so viele Studierende die Kamera eigener Endgeräte nutzten um mir im ZOOM Meeting andere Perspektiven sichtbar zu machen, obwohl ich das mehrfach versuchte zu initiieren. Das hing zu einem mit einer sehr schlechten W-Lan Verbinung zusammen. Gleichzeitig hätte es hier eine Phase eines „digitalen Spielplatzes“ gebraucht, wo dieses Prinzip ausgetestet und als spannende Variante erlebbar worden wäre.

Die Tonqualität war überraschend gut, wobei sicher auch niegelnagelneue geschlossene Kopfhörer beitrugen, die ich nutzte.

Spannend ist in so einem Setting Schweigen, also etwa wenn ich sage: „Welche Fragen gibt es noch“. Durch mehrmaliges Nachfragen konnte ich das Auflösen; eine Variante wäre gewesen mit Handzeichen zu arbeiten, mit denen alle – -füreinander und für mich schnell sichtbar – signalisieren hätten können: alles klar soweit, lasst uns weitermachen.

Rückblick smart setting #4

Eine für mich eine etwas „sperrige“ Session. Ich kämpfe zunächst immer noch damit, mit meiner persönlichen Reflexion der Sessions nachzukommen und bin bei weiten nicht da, wo ich gerne sein würde. Und mein Mikro ist schon wieder nicht bereit von meinem PC erkannt zu werden und umgekehrt. Ich probiere mich via Handy in die Session einzuwählen – die Tonqualität ist so noch schlechter als sonst, was es für mich teils scher macht allen Aussagen genau zu folgen.

Und ich komme von einigen Anlässen, wo in intensiver Form die Frage im Raum stand: Wie kann (mit-/ von einander) lernen umgesetzt werden in einer „Welt 4.0“ (und was ist das überhaupt)?

Danièle Castle, Mitarbeiterin bei digitalswitzerland beschäftigt sich zunächst mit den Buzz-Themen wie Artificial Intelligence und Machine Learning. Weiters das Thema über die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts und wie diese Lernsettings beeinflussen können / sollen / müssen. Und die Frage, wer wirklich Zugang zu digitalen Inhalten (zb Virtual Reality) hat bzw. diese damit auch mitgestalten kann. Zu jeder einzelnen Frage ließe sich problemlos ein ganzer Kurs wie dieser gestalten…

Danièle meinte dass für künstlerisches Arbeiten ein „grenzenloses Miteinander“ nötig ist. AI würde Informationen strukturieren und dem eher gegenüber stehen. „arts about unstructre and opening up, tob e able to create without boundaries“. AI und Machine Learning könne daher Kreativität einschränken, in der parallel laufenden Textdiskussion wird auch Virtual Reality als mögliche Einschränkung von kreativen Handeln und Denken gesehen. Aus (nicht nur) meiner Sicht: Kreatives Handeln kann potentiell durch digitale Tools erweitert, ermöglicht, vorangetrieben werden und natürlich ist es wichtig, Agierende dabei zu unterstützen.

Fabio Sandmeier, Geschäftsführer einer Firma, die sich auf Präsentationstechnologie konzentriert hat und einer Web-Agentur stellt zwei Canvas vor  https://www.momentumpresent.ch/media/1114/key-message-canvas-a1-v_42-ohne-schnittmarken.png und https://www.momentumpresent.ch/media/1117/storytelling_pattern_a1_v27-ohne-schnittmarken.pdf, die dabei unterstützen können, Präsentationen gut vorzubereiten, auch durch Herangehensweisen des Storytelling. Leider erfolgt der Start mit einem Verweis auf eine Studie, die zeigen soll, dass die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen online jener eines Goldfisches gleicht. Diese Studie steht in heftiger Kritik (siehe etwa https://www.bbc.com/news/health-38896790, https://elearningindustry.com/8-second-attention-span-organizational-learning; https://policyviz.com/2016/01/29/the-attention-span-statistic-fallacy/).

Die beiden Canvas sind ohne Zweifel hilfreich etwa für Personen, die einen Pitch vorbereiten für ein Projekt oder eine (Geschäfts)Idee. Sind hilfreich, wenn es darum geht, komplexe Inhalte auf den Punkt zu bringen, was etwa bei der Wissenschaftskommunikation hilfreich sind. Aber geht es im smart setting wirklich darum, andere zu überzeugen durch gut designte Botschaften? Oder geht es um die Frage, wie Dialog, Co Creation, Kollaboration entstehen kann? Es entsteht eine intensive Diskussion, zu der ich vor allem im Chat beitrage, was dann von Moritz Klenk in einer wunderbaren Performance vorgelesen wird. Auch eine ganz spannende Form, wie smart setting umgesetzt werden kann.

Charlotte lädt uns dann ein, auch aufgrund des heute erlebten im Forum über Diamanten, sprich Erkenntnisse in einer Einzelarbeit zu reflektieren, die wir im Laufe des bisherigen Tuns gewonnen haben. Eine schöne Intervention, zu der wir dann leider wenig Zeit haben, in andere Beiträge hineinzulesen. Warum passiert „sowas“ nicht schon im Vorfeld und in der Videopräsenz seht dann der Austausch im Vordergrund, das Finden von Unterschiedlichkeiten und Parallelen, das gemeinsame Weiterarbeiten?

Kurz diskutiert wird dann noch die Frage, welche Fragen in einem solchen Setting eher vom „Kern der Dinge“ ablenken oder welche gerade darauf hinführen. Ich bin an dem Tag schon ziemlich gereizt und hinterfrage auch bei Stefans Anmerkungen zum Miteinander bei Wikimedia, wer dort tatsächlich im Miteinander ist, wobei sich diese „Kritik“ eher auf die Gesamt Wikimedia bezieht, wo eine große Mehrzahl der Beitragenden von weißen, heterosexuellen Männern stammt (siehe etwa https://www.theguardian.com/commentisfree/2014/aug/07/truth-wikipedia-young-white-western-males und https://wikimediafoundation.org/news/2018/10/18/wikipedia-mirror-world-gender-biases/)

Rückblick smart setting #3

Spannend ist auch hier wieder eine Intervention, eine Einladung an Teilnehmende einen Einblick iáuf ihre nähere Umgebung via Bild in einem Forum zu posten. Aus meiner Sichte in sehr schöner und wichtiger Impuls, um smart setting voranzutreiben…

Charlotte Axelsson (Projektleitung E-Learning, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK) lädt dazu ein die eigene Fragestellung aus der Perspektive einer Rolle wie kritische Denker*in, Visionär*in, Dzent*in, Student*in; mal positiv, negativ, traditionell, modern (irgendwie ist dann aber keine Zeit um das wirklich umzusetzen…)

Ein aus meiner Sicht kontrovers zu diskutierender Start mit Max Andåker – er präsentiert eine neue Kollaborationssoftware, eine Online-Plattform. Diese soll ganz offensichtlich künftig Geld produzieren und verspricht viel an Möglichkeiten der Interaktion. Die Frage ist zunächst: Warum nur eine Software, auch wenn sie noch so neu ist und kein Vergleich zwischen verschiedenen Plattformen und deren Kosten, Möglichkeiten usw. inkl. dem Versuch, open source Lösungen zu finden?

Max Andåker ist (oder war, das lässt sich online nur bedingt herausfinden) gleichzeitig Mitarbeiter einer Forschungseinrichtung des Konzerns Nestle. Nein, das vorgestellte Produkt hatte nichts mit Nestle zu tun, wenn aber eine solche Person auftritt muss auch die Frage erlaubt, diskutiert werden, dass Nestle in mehrfacher Hinsicht in der Kritik steht. Zum Beispiel für die Politik beim Abfüllen von Wasser, dass dann um horrende Kosten verkauft wird (siehe diesen Film http://www.bottledlifefilm.com/index.php/der-film.html). Oder für die nach wie vor intensive, manchmal aggressive Art und Weise, wie auf Muttermilchersatzprodukte Werbung gemacht wird. Oder die Frage, ob Kinder für die Produktion von Kako ausgebeutet werden (siehe https://netzfrauen.org/2013/07/12/nestl-kinderarbeit-in-afrika-blutige-schokolade/ und https://netzfrauen.org/2018/11/13/nestle-6/). (Für eine umfassendere Analyse siehe u.a. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/nach-kloeckner-video-der-schlechte-ruf-von-nestle-hat-seine-gruende-16228267.html und https://www.sueddeutsche.de/politik/nestle-gigant-der-skandale-1.4477635). Es gehört für mich zu einem wesentlichen Aspekt der Wissenschaftskommunikation, dass Informationsgebende auch zu ihrem Hintergrund beleuchtet werden…

Charlotte lädt dann ein, alleine oder gemeinsam an einem „Kollaborationstool der Zukunft“ zu zeichnen, möglichst ihne Worte zu verwenden. Eine der für mich bislang spannensten Momente hier im Kurs, weil hier ganz stark wirkliches Miteinander im smart setting erfolgt.

Das gilt dann auch für den Part, den mit uns gestaltet, wo wir in einem Google Dok gemeinsam zu verschiedenen Aspekten arbeiten: die liebsten Werkzeuge, um Videokonferenzen zu begleiten und zwar in Teams, die sich selbst finden. Die zweite Frage sind dann Erfahrungen mit Videokonferenzen. Bzw. ein Gif zu teilen und vorzustellen, das symbolisiert wie sich Teilnehmende bei einer Videokonferenz fühlen sollten (ausgehend von eigenen Bedürfnissen. Beides sehr schöne Interventionen, an denen sich alle gleichermaßen sehr intensiv beteiligen bzw. auch sich gegenseitig unterstützen.

Eine spannende Diskussion ist dann dabei, wie „echt“ es ist, wenn sich Personen „nur“ virtuell treffen. Einige Anwesenden berichten von sehr intensiven, dichten Online-Erlebnissen und das diese Treffen genauso „echt“ sind wie solche in physikalischen Räumen bzw. manchmal Dimensionen ansprechen / ermöglichen, die dort nicht möglich sein.

Zusammengefasst war diese Session für mich besonders spannend und wertvoll.

Rückblick smart setting #2

Zunächst etwas zu den möglichen Herausforderungen einer Onlineteilnahme:

Ich war an einem Ort, wo ich nicht „Zuhause“ bin, habe mich behelfsmäßig an einem Tisch am Gang eingerichtet. Wobei ich arbeitete hier und auch schon beim ersten Teil mit zwei Bildschirmen (zwei Rechner in dem Fall) manchmal ergänzt mit meinem Smartphone. Auf einem Bildschirm läuft Zoom, auf dem anderen suche ich nebenbei oder twittere.

Jedenfalls ein schöner sonniger Tag, was grundsätzlich fein ist, aber wenn sich die Sonne ständig in den Bildschirmen spiegelt teils schwierig. Und am Gang sitzen führt dazu, dass Menschen vorbeikommen, von denen ich einige kenn, die mich immer wieder in den „anderen“, mich umgebenden Raum hineinziehen, hinaus aus dem „Gruppen-Onlineraum“. Noch dazu funktioniert heute aus einem unersichtlichen Grund mein Mikro nicht und kann mich nur bedingt äußern.

Noch dazu geht mir mittendrinnen in besorgniserregenden Tempo der Saft aus.

Also habe ich mir dann einen großen Teil im Nachgang nochmal angesehen / angehört.

Was mir noch einmal auffällt: In Zoom sehe ich nie alle Teilnehmenden gleichzeitig und erst recht nicht, wenn ein Bildschirm freigegeben wird (bei geht dann das „zoom-Fenster“ automatisch auf Vollbild). Was für mich hilfreich wäre ist so etwas wie eine schnell zugreifbare Übersicht wer teilnimmt… Wobei mir auffällt, dass viele aus der ersten Session nicht dabei sind.

Stefans Input zu Wikipedia und so finde ich zwar inhaltlich nett, aber, das allermeiste hätte ich mir schon vorher selbst anlesen und auch kommentieren können. Ich denke gerade in einem solchen Setting geht es darum, „Präsenzzeit“ so intensiv und kollaborativ wie möglich zu nutzen und der „Erklärfalle“ soweit wie möglich auszuweichen.

Sehr spannend finde ich die „Smartphone-Führung“ durch Renato, das zieht mich so richtig in den Raum und ich kriege mit, wie das spannende Setting vor Ort mit mehreren Kameras und einer von den online Teilnehmenden steuerbaren Kamera.

Das mit der Wiederholung, an welcher Frage ich eigentlich arbeite, erlebe ich als sehr redundant. Spannender hätte ich gefunden: „Welche Erkenntnis hast Du schon dazu gewonnen“. Der Beitrag von Marie Kilg (Content Managerin bei Amazons Sprachassistentin Alexa) zu Bots ist grundsätzlich gelungen und vielfältig. Und sie lädt auch gleich ein ihren Twitter-Bot auszutesten https://twitter.com/mkilg_?lang=de (siehe dazu auch Marie’s Arbeit rund um den Fall Relotius (Fake News im Spiegel)). Wobei mir der Zusammenhang zu #smartsetting ein bisschen zu kurz kommt und ich mir ein Stück weit gemeinsames Spinnen zum Einsatz von Bots in smartsettings gewünscht hätte. Aber dass Bots etwa in der Lehre eine wichtige Rolle spielen, dazu leistet ihr Beitrag eine gute Ergänzung (siehe dazu u. a. https://merton-magazin.de/chatten-gegen-lernstress?tags=Chatbot; https://www.jade-hs.de/unsere-hochschule/fachbereiche/seefahrt-und-logistik/forschung-praxis/vts-bot/; https://www.gate-germany.de/artikel-studien-publikationen/magazin/chatbots-studienlotsen.html) .

Philipp Meier (Community Developer bei SWI swissinfo.ch) berichtet von Erfahrungen aus einem wöchentlichen Facebook Live Stream inkl. vergleichen zur neuen Videoplattform TikTok (siehe hier https://www.klicksafe.de/themen/kommunizieren/apps/tiktok/, bzw. die Analyse Meiers dazu https://medium.com/@metamythos/tik-tok-ist-so-was-wie-die-uno-des-neuen-jahrhunderts-7a56aa01106d). Er experimentiert auch mit  Filtern via Bildern auf Instagram https://www.instagram.com/metakoenig/. Spannend ist die Frage der „zärtlichen Filter“, die ja auch für LiveOnline-Settings dazukommen können (zoom kann zb virtuellen Hintergrund einsetzen https://support.zoom.us/hc/de/articles/210707503-Virtueller-Hintergrund).

Moritz Klenk, Assistent am Center for Global Studies des Walter-Benjamin-Kolleg der Universität Bern gibt dann einen Einblick in sein Labor, wo er mit Tönen und Wissen experimentiert. Sehr spannend ist dabei der intensive Einblick, der durch den Einsatz einer stationären und einer mobilen (Smartphone) Kamera möglich wird. Sein Thema ist auch Tonqualität und welcher Effekt ein guter Kopfhörer hat.

Michael Grüebler, stellvertretender Dienstchef der Statistikabteilung in der Stadtverwaltung Zürich. Er beschäftigte sich mit der Bedeutung von Daten und deren möglichen Interpretation. Ein wichtiger Zug ist dort Open Data, also das zugänglich Machen von Informationen, die ohne Nachfrage zugänglich gemacht werden. Eine Frage ist dabei, wie solche Daten in Darstellungen von Google fließen. Die Frage zu smart setting ist dabei für mich welche von Teilnehmenden generierten Daten wie zugänglich sind, auch schon im Vorfeld. Oder auch Daten zu Sozialräumen der Teilnehmenden.

In Kleingruppen wurde dann die Fragen mit denen die Teilnehmenden am Weg behandelt wurden (nicht in der Aufzeichnung zugänglich).

Rückblick smart setting #1

In meiner Rolle als Mitarbeiter der FH St. Pölten im Bereich Hochschuldidaktik / E-Learning nehme ich gerade an der fein gemachten Weiterbildung „smart setting“ statt, wo es um die Weiterentwicklung der Optionen des Nutzen z. B. von Offline Settings geht, die bewusst auch für Online Mitwirkende geöffnet werden.

Einige Dinge, die mir aufgefallen sind und einige Ideen die sich daraus ergeben…

Zunächst finde ich es ganz super, dass es mit paul eine Plattform gibt mit vielen Kollaborationsmöglichkeiten auch „zwischendurch“ (ich zeig dann weiter unten an einem in vieler Hinsicht Negativbeispiel warum das wichtig ist).

Und dass dort sich die zentralen Infos zum Kurs immer finden inkl. Push-Nachrichten, die mich daran erinnern dran zu bleiben. Auch super wichtig.

Wobei das Potential dieser Vorinfos aus meiner Sicht beim ersten Date zuwenig genutzt wurde: Also es gab sehr viel Infos zum Ablauf des Kurses, die dann wiederholt wurden (dauerte fast 30 Min…). Ich denke ihr hättet Teilnehmende bitten können sich diese Infos im Vorfeld anzusehen, vielleicht auch unterstützt durch Minivideos, wo die einzelnen Features des Kursraums vorgestellt werden. So bleibt dann mehr Zeit für den Austausch! Wofür auch Zeit bleiben würde ist, gemeinsam mit dem Raum zu spielen. Also – durchaus auch gezielt in zufällig zusammengewürfelten Kleingruppen – ein paar features austesten, ohne Vorgabe an content. Solche digitalen Spielwiesen sind auch grandios um dass das in Videokonferenzen gerne eingesetzte „hörst du mich“ später deutlich seltener zum Einsatz kommen muss. Bei so einer Phase könnten auch technisch noch affinere Menschen dabei unterstützen, aus dem jeweiligen Endgerät das Maximum an Bild- und Tonqualität rauszuholen.

Die 30-Sekunde-Challenge war sehr fein und zum Glück haben sich ein paar für ungewöhnliche Zugänge entschieden. Wobei mir unter dem Strich dann das Gefühl überblieb, noch einen knackigen Überblick haben zu wollen, das wäre (nach wie vor) etwa mit www.padlet.com umsetzbar, wo quasi Name & eine Überschrift & ein Satz & ein Symbolfoto gesammelt würde für den schnellen Überblick gesammelt würde, ergänzend zu den Details auf der communities of practises.

Ich fand die Break Out Sessions genial – eine schöne Begegnung auf Augenhöhe, wo ich mich sehr intensiv „in der Gruppe“ erlebte. Ein bisschen schade war, dass ich von den anderen Gruppen (fast) nix mitbekommen zu haben. Denkbar wäre ein kurzes Debriefing im Anschluss gewesen, denn es ist für Gruppenarbeiten egal ob offline oder online „normal“, dass nicht alle Notizen machen. Die Chance darauf steigt deutlich, wenn in jeder Gruppe eine Person ist, die sich für die Doku zuständig fühlt. Bei den Breakoutsessions war übrigens unklar, wer welche „Nummer“ bei den Notizen war.

Sehr gut fand ich die Intervention, miteinander Handzeichen für die Kommunikation zu vereinbaren, das wäre schon am Anfang ein guter Start gewesen. Super großartig inspirierend die Improvisationsmethoden. Miteinander umgesetzt haben wir:

  • Grid von Videos nutzen: sich so bewegen, dass möglichst vielfältige „Berührungen“, körperliche Verknüpfungen mit anderen Teilnehmenden entstehen
  • Aussagen machen: Zustimmen / Ablehnen (mit den vereinbarten Handzeichen)
  • Deep in the jungle „übertragen“: Geräuschkulisse gemeinsam machen „als ob wir im Dschungel, am Meer“ wären
  • Gemeinsamer Summton machen

Da gibts – wie ich aus eigener Erfahrung / Forschung gelernt habe – noch ganz viele weitere Optionen. Und sie alle unterstützen die Immersion, das Eintauchen und zugleich das sich einander als „nahe“ erleben bzw. einigen sich ganz toll etwa als Ausgangspunkte / Material- und Ideengeber für kollaboratives Werken.

Noch ein kurzer Rückblick als Kontrast zu der  Konferenz https://www.copernicus-alliance-conference-2019.com/ wo es um das super wichtige Thema Nachhaltigkeit ging und das ganze als reine Onlinekonferenz. Vorangestellt gab es einen Zugang zu einem Adoberaum mit vielen Hintergrundmaterialien und Videos mit Expert*innen. Grundsätzlich ein wichtiger und richtiger Ansatz. Nur wenn jedes Video mindestens 20, teils 30 Minuten dauert wird es schon wieder schwierig, trotz Reflexionsfragen, welche die Expert*innen zur Verfügung stellten. Dieselben Inhalte hätten auch leicht in der Hälfte der Zeit in den Videos verpackt und der Textanteil der eingesetzten Folien deutlich reduziert werden können. Beim ersten Onlinetermin via Adobe Connect erfolgte dann die Begrüßung, wie sie leider bei vielen Konferenzen üblich ist:

Eine Person, die eigentlich wenig bis nichts mit dem Thema zu tun hat und die dann im weiteren Verlauf des Programms nicht mehr vorkommt bemüht sich um salbungsvolle Worte. Hier taucht der Wunsch auf, wie bei manchen Streamingdiensten möglich, diesen Vorspann zu überspringen, noch dazu wenn die Programmverantwortlich während der von einem Zettel abgelesenen zu langen Sequenz daneben wie bestellt und nicht abgeholt daneben steht. Vorher erklärt die Programmverantwortliche übrigens noch die Bedeutung der Pflanze auf ihren Tisch, um Zeit zu schinden. Das sind natürlich alles Themen, die generell mit „Konferenzdidaktik“ zu tun haben und weniger mit analog vs. digital.

Schlimm wird es dann bei zwei Inputs von Expert*innen, diese wiederholen in weiten Zügen das, was sie in ihren wunderhübschen Videos schon gesagt haben, hier ist allerdings dann Video- und Tonqualität deutlich schlechter. Gleichzeitig ist deutlich merkbar, dass niemand von den online Agierenden mit diesem Setting im Vorfeld ausreichend herumprobiert hat. Und damit die Teilnehmenden nicht auf dumme Ideen kommen, wird während dessen der Chat ausgeblendet 🙁 – und dann noch Folien, die von Text übergehen und sich durch schlechten Kontrast „auszeichneten“

Selbst in einem vielversprechend klingenden Format „Co Creation Lab“ wird über ein Drittel der Zeit mit Input verwendet, leider wieder ganz viele Informationen, die ohnehin schon als Unterlagen verfügbar waren. Die Tonqualität ist desaströs mit fürchterlichen Feedback, Audio- und Kamerarechte zu verteilen braucht viel zu viel Zeit. Dann jammern die beiden Leitenden noch, wie schwierig alles in einem Online-Setting ist…

 

 

Leben, was gepredigt wird? Innovative Didaktik & Dialog bei Konferenzen…

Bei der Konferenz media & learning 2018 konnte ich mir einiges mitnehmen, keine Frage. Es haben sich auch einige interessante Begegnungen ergeben.

Und es war zu einem überwiegenden Teil eine Aneinanderreihung des Formats „Frontalvortrag“ (leider oft kombiniert mit einer wahren Flut an Präsentationsfolien mit einer in dieser Zeit unmöglich zu erfassenden Informationsflut) und zwar unabhängig davon ob die Bezeichnung Keynote, Präsentation, Forschungsforum oder Workshop lautete. Selbst bei einem als „Diskussion“ angekündigten Format, in einem Setting wo Teilnehmende in einem großen Kreis saßen waren über 50 der 90 Minuten inputs von ExpertInnen.

Keine Frage, eine gut gemachte Keynote kann ein fantastischer Ausgangspunkt, anregend, informativ sein. Das gilt auch für kürzere Präsentationen etwa aktueller Forschungserkenntnisse. Bei einer Konferenz ist es oft so, dass der wohl überlegte Zeitplan weniger „Luft“ lässt als geplant: Teilnehmende brauchen länger, um die Plätze einzunehmen, es gibt kleinere technische Herausforderungen oder jemand hält sich trotz unübersehbarer Hinweise der Veranstalter nicht an Zeitvorgaben. Leider geht das dann meist zu Lasten einer Phase, in der Anwesende Fragen stellen oder mit Vortragenden in einen Dialog gehen können.

Wenig hilfreich ist, wenn eine Moderation ständig darauf hinweist, dass die Zeit drängt sowie die ins Auditorium gestellte Frage ob es Fragen zum Input gibt so gestellt ist, das vom Tonfall klar ist, dass dies nur sehr bedingt erwünscht wird. Dazu kommt noch dazu, dass bei Schweigen auf diese Frage nach Fragen manche der dann gestellten Fragen nur bedingt zu einer Vertiefung oder gar einem Dialog beitragen.

Bei der Konferenz hörte ich in meinem Umfeld nicht nur einmal ein leichtes Kichern und „Wie bei den Studierenden, die Fragen auch nie was nach und wenn sind die Fragen oft najaaaa….“

Gerade bei media & leearning 2018 wurden mehrfachst und mit aktuellesten Studien und Erfahrungsberichten gut belegt betont, wie wichtig es ist, Informationen in der Hochschullehre nicht nur spannend, attraktiv und überschaubar als Input anzubieten, sondern erstens dafür zu sorgen, dass es zu einem ernst gemeinten Dialog mit Lernenden kommt und zweitens, dass Lernen viel stärker ein gemeinsames, konstruktivistisch und von Co Creation geprägtes Handeln wird. Dies braucht fördernde Rahmenbedingungen, wovon eine ist, dass dazu beigetragen wird, dass sich auf einer Konferenz möglichst viele Menschen gegenseitig kennenlernen. Klar, ich kann am Ende von zwei Tagen nicht mit 250 Personen gesprochen, zusammengearbeitet haben. Und es können deutlich mehr als jene Personen sein, mit denen ich zur Konferenz gekommen oder die ich dort als „alte Bekannte“ wieder getroffen habe.

Ich habe dazu ein offenes Google Dok begonnen, mit Formaten, die ich als dialogfördernd erlebt habe, als Elemente, die den so oft eingeforderten oder in Strategien verankerten „shift from teaching to learning“ in eine gelebte, vielfältige Realität übersetzen. Beiträge dazu sind gerne willkommen.

Gedanken zum „Digitalen“ in der Lehre

Leider reißt die Diskussion darüber, ob denn „das Digitale“ / „die Digitalisierung“ für die Lehre wirklich Vorteile bringt nicht ab. Ein Grundproblem dabei ist, dass die Definition, was mit Digitalisierung genau gemeint sehr unscharf ist und viele Begriffe durcheinandergeworfen werden:

Nach der Flipped Classroom Convention in Berlin (siehe diesen Nachbericht) besuchte ich aufgrund des sehr unbeständigen und kalten Wetters das Museum für Kommunikation in Berlin (siehe dazu diese Fotostrecke, natürlich alles cc_by). Nachvollzogen wird, wie Menschen Informationen austauschten bzw. auf diese Zugriff nahmen und nehmen, sowie wie sie diese mitgestalten.

Digitalisierung hat in diesem Zusammenhang mehrere Effekte, wobei zu betonen ist, dass es immer um einen Mix aus digitalen sowie Zugriffen / Vorgangsweisen geht bzw. es letztlich sinnlos ständig zu versuchen krampfhaft Unterschiede sowie Abgrenzungen zwischen „analog“ und „digital“ zu finden:

  • In einer sekundenschnelle Weise ist der Zugriff auf unterschiedlichsten Informationen möglich, ebenso auf jahrhundertealte Archivbestände (Hinweis: Immer mehr Museen gehen dazu über Inhalte abrufbar zu machen, die gerade für die Lehre spannende und kostenfreie Materialien darstellen)
  • Diese Informationen sind immer intensiver in interaktiven Formaten In multi- und transmedial aufbereitet – damit werden verschiedene Sinneskanäle angesprochen und es wird ein immersiver Zugang / Umgang gefördert
  • Zu jeder gefundenen Information ist es ebenso in sehr rascher Weise möglich – u. a. durch Nutzung enthaltener Quellen, Querverweisen, Schlagwörtern, Verweise zu Erstellenden – Quellen zu suchen und zu finden, die dabei unterstützen, Inhalte zu vergleichen und bewerten
  • Darüber hinaus gibt es verschiedene Tools, die dabei unterstützen, Gefundenes zu sammeln bzw. strukturieren bzw. für andere übersichtlich und ansprechend aufzubereiten
  • Und: Es ist wesentlich einfacher & schneller, vorhandene Informationen zu kommentieren und zu bewerten
  • Ebenso schnell lassen sich Informationen zu Erstellenden gefundener Informationen finden, also ebenso ob und für welche Institutionen / Unternehmen diese tätig waren (oder sind), wer die Erstellung unterstützt bzw. finanziert hat
  • Darüber hinaus kann mit Erstellenden, Forschenden, ExpertInnen, MultiplikatorInnen auf einfache und niederschwellige Weise Kontakt aufgenommen werden (und diese Begegnungen auch in digitaler Form anderen zur Verfügung gestellt werden)
  • Ebenso wesentlich leichter und vielfältiger verfügbar sind Online-Plattformen auf denen gefundenes / erworbenes Wissen angewendet werden kann, interaktive Übungsbeispiele geboten werden sowie verschiedenste spielerischer Zugänge
  • Und nicht zuletzt sowie besonders wichtig: Es ist viel einfacher geworden, verschiedenste Inhalte zu erstellen und anderen Menschen zugänglich zu machen – auch solchen „ganz woanders“ auf dieser Welt (siehe diesen Beitrag zu „learner generated content“)

Smartphones, Tablets und Laptops / PC sind somit Lern- und Informationszugangsinstrumente. Das sind natürlich ebenso Bücher oder andere schriftliche Materialien – und wie schon erwähnt geht es um ein abwechselndes oder ebenso paralleles Nutzen von analog sowie digitalen Zugangsmöglichkeiten. Und ja natürlich bleibt dabei der unmittelbare Kontakt zu anderen Menschen wichtig und essentiell. Oder das Hands-On ausprobieren, in Sozialräume gehen, Natur erforschen usw. – begleitet, ermöglicht, unterstützt, dokumentiert wird dies durch digitale Tools. Wobei diese auch Zugänge zu „Räumen“ ermöglichen, die normalerweise nicht aufsuchbar / so unmittelbar gefahrlos erforschbar sind: Das Innenleben u. a. unseres Körpers, von Maschinen, Computerprogrammen oder auch Atomen, die Tiefen des Meers und des Weltalls, alle Regionen dieser Erde und anderer Planeten.

Und ja, dies bedeutet, dass wir ebenso lernen müssen, wie sich digitale Möglichkeiten selbstbewusst, verantwortungsvoll und sinnvoll nutzen lassen.

Recherche im Internet in Schule, Hochschule & Erwachsenenbildung

Dieser Blogpost versteht sich gleichzeitig als Webquest (Infos zum Thema). Eigene Fundstücke gerne als Kommentar!

Ausgangspunkte

  • Wo sammle ich selbst Fundstücke (z. B. Lesezeichen) und
    • Wo lassen sich Fundstücke (Links, Pdf, Textdokumente, Bilder, Namen von ExpertInnen…) für eine Gruppe, zu der ich gehöre, für die Schule online und offline sammeln? (Empfehlungen Online-Tools: Pinterest, Padlet, Edutags)
    • Mit welchen Überschriften, Kategorien, Schlagworten… wird dabei gearbeitet?
  • Wie kann ich den Wahrheitsgehalt von Informationen überprüfen bzw. unterschiedliche Sichtweisen zu einem Thema finden? (Siehe dazu diese Sammlung an Beiträgen rund um „fake news“, „Filterblase“ und „postnormal“)
  • Wie können diese Fundstücke mit Erfahrungen aus der eigenen Praxis ergänzt werden?
  • Wo und wie werden diese Informationen eingesetzt?
  • Wo und wie werde ich selber zum/zur Informations-ProduzentIn?
    • Ausgangspunkt ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Thema Creative Commons für einen guten Umgang mit Fundstücken (Basisinfos siehe z. B. hier)

1. Schritt:

Sich selber die Frage stellen, welche Informationen für mich / uns wo und wie zur Verfügung stehenDazu gehört auch, analoge Quellen strukturiert zu nutzen ausgehend von folgenden Fragen wie:

  • Welche Informationen stehen in eigenen Archiven zur Verfügung (privat & Arbeitsstelle)
  • Wie sind umliegende Bibliotheken ausgestattet
  • Welche Informationen finden sich in Archiven der Gemeinde, des Ortes, des Stadtteils, der Region
  • Welche Institutionen haben in der Nähe ein Büro und bieten welche Informationen (z.B. in der Bibliothek, in div. Medien bzw. regelmäßigen Aussendungen) oder Angebote
  • Welche „ExpertInnen“ (mit welchen Schwerpunkten?) arbeiten dort, arbeiten oder leben in der Umgebung
  • Von diesen: Adresse, Telefon-/Faxnummer, Internet-Adresse, e-mail, Öffnungszeiten, Erreichbarkeit (örtlich und/oder zeitlich)
  • Welche Medien erscheinen wie oft vor Ort, in der Region
  • Welche Veranstaltungen werden angeboten (Seminare, Kurse, Messen, Fachtagungen usw.)

2. Schritt:

  • Fragen formulieren, auf die nach Antworten gesucht wird
  • Parallel / danach: Stichworte festhalten um Suchanfragen dann gezielter durchzuführen

Empfehlenswert zu diesem Schritt: Gemeinsames Besprechen einiger gefundener Fragen und Stichworte, darauf aufbauend: Arbeiten in Tandems / Triaden: Sind diese Fragen spezifisch genug? Welche Stichworte fallen uns noch ein?

3. Schritt:

  • Sich selbst ein Zeitlimit setzen
  • Verschiedene Kombination der Stichworte für eine allgemeine Suche einsetzen

…entweder es ergeben sich hier schon konkrete Ergebnisse oder gefunden werden z. B. Datenbanken, Archive, WebSiten von Institutionen, Literaturverzeichnisse usw.

  • Innerhalb dieser wieder mit den Stichworten suchen
  • Fragen direkt an gefundene Personen richten
  • Mit Namen von gefundenen Personen oder Überschriften oder Stichworten neue Suchanfragen austesten

Es ist also ein Wechsel zwischen sehr „weit gefasster“ Suche und dann z. B. Suche innerhalb eines spezifischen Dokuments. Sinnvoll ist sich selbst Notizen über die Sucherfahrungen zu machen und diese mit KollegInnen zu teilen bzw. gemeinsam weiter zu entwickeln.

Im Rahmen des 3.Schritts: Ergebnisse auch ausdrucken, auseinanderschneiden, neu zusammenfügen, mit Farben ergänzen, in Teamräumen verfügbar machen. Diese Ergebnisse wieder digitalisieren.

Im Zuge der Schritte kann sich auch eine Sammlung „besonders beliebter Online-Fundstellen“ ergeben.

Einige Missverständnisse zum „digitalen Lernen“

Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch an Vollständigkeit und wie immer lade ich zu Kommentaren & Ergänzungen ein! Unmittelbarer Anlass des Entstehens war der zweite Teil einer Keynote beim E-Learning-Tag des FH Joanneum im September 2016. Nun zu den Missverstädnissen:

„Lernen bedeutet Zuhören“ (vielleicht auch noch Zusehen)

Ja auch. Und möglichst intensiven Dialog. Gemeinsames Arbeiten an Aufgaben und Fragestellungen, die nicht nur von Lehrpersonen eingebracht werden. Forschendes, neugieriges Experimentieren.  Selbstständiges Arbeiten alleine und in Kleingruppen, das von Lehrenden initiiert, begleitet, unterstützt wird, in das die Expertise des/der Lehrenden und gleichzeitig jene der Lernenden einfließen.

 

„Digital ersetzt analog“

Es geht immer um ein „Und“, nicht um ein „Oder“. Natürlich gibt es Lernimpulse, die zunächst ausschließlich mit digitalen Mitteln angeboten werden (z. B. Podcasts, Lernvideos, MOOCs usw). Diese sind im Idealfall ein Teil eines möglichst vielfältigen Mix an Materialien (also auch Bücher usw. zum Durchblättern), Methoden und Herangehensweisen (also natürlich auch ‚Hands on‘, Exkursionen, Interviews, Be-Handlung im umfassenden Sinn…).

 

„Digital lenkt ab“

Das „kann“ auch jede Variante von analog, angefangen beim heißbeliebten ‚in die Luft schauen‘. Wenn also Lernende ihr Smartphone zücken kann das ganz Unterschiedliches bedeuten. So kann es Teil eines gut geplanten und gemeinsam reflektierten Lernprozess sein, bei dem sich verschiedene Werkzeuge und Methoden abwechseln. Es kann Teil eines stark von selbstständigen Tun geprägten Recherche- und Forchungsprozess sein. Und es kann eine Ausdruck von Langeweile sein, wo es aber nicht nur Aufgabe von Lehrenden sondern aller Anwesenden ist, Mitmachen im umfassenden Sinn wieder zu initialisieren.

 

„Digital macht süchtig“

Es gibt zweifelslos Menschen, die ihr soziales Leben, ihre gesamte Existenz durch einen exzessiven Gebrauch „des Internet“ gefährden – wobei zu differenzieren ist, ob es hier um Kaufen, Ansehen, Spielen oder eine Kombination aus allem geht. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Und auch ein Buch kann, ‚in den Bann ziehen‘, den Alltag vergessen lassen. Exzessives Lesen kann Symptom eines sozialen Rückzugs sein. Über das Suchtpotential von Medien wird jedenfalls schon seit Erfindung der Schrift diskutiert.

 

„Kein unmittelbarer Kontakt mit Lernenden möglich“

Frage. In einem physischen Raum mit mehr als 10 Menschen: Wie kann eine Lehrperson über einen längeren Zeitraum feststellen, ob immer alle ‚bei der Sache sind‘, alles verstanden haben, Aufgaben wie geplant umsetzen? Wesentlich sind also Einzel- und Kleingruppenphasen, die eine aktive Beteiligung fördern sowie der mit unterschiedlichsten Herangehensweisen geförderte Dialog, der nicht nur von der Lehrperson ausgeht. Auch darum brauchen ebenso E-Learning Räume eine wohl überlegte Architektur inkl. analoge Verwebungen.

 

„Digitales Lernen ist aufwendig“ (und störanfällig)

Keine Frage: Das Erstellen von digitalen Medien, das Verknüpfen mit Lernaufgaben, der digitale Dialog mit Studierenden braucht Zeit. Dies gilt genauso für analoge(s) Medien und Vorgehen! Ja, technische Störungen können nervig sein und Prozesse stören. Genauso können auch bei analogen Vorgangweisen Probleme auftauchen und es braucht immer einen Plan B bzw. die Bereitschaft diesen gemeinsam mit Lernenden zu entwickeln und umzusetzen.

Und, ja, für alle Beteiligten ist digital literacy a) ein wichtiges Thema b) entsteht nicht von selbst c) braucht ein gemeinsames Tun & Reflektieren!

Ausgangspunkt Medienbiographie

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Medien begleiten unseren Lebensweg, jeder Mensch hat seine eigene, unverwechselbare Medienbiographie, seine Geschichte des Umgangs mit Medien. Sie trägt zum persönlichen Wissensstand bei, ist mitentscheidend für bestimmte Einstellungen und Entscheidungen. Die Reflexion der Medienbiographie ist ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung der eigenen digital literacy.

Zur Biografie gehören ebenso der aktuelle Zeitraum sowie Zukunftsszenarien. Als Werkzeuge können dabei Tools wie „dipity“ (http://www.dipity.com/) oder „Timeline“ (http://timeline.thinkport.org/) zum Einsatz kommen, um einen Zeitstrahl zu visualisieren (siehe auch diesen Blogbeitrag http://www.improflair.at/blendedflippedteaching/arbeiten-mit-zeitleiste-zeitstrahl/).

Mögliche Impulsfragen zur Reflexion der eigenen Medienbiographie sind:

  • Welche Medien habe ich wann das erste Mal bewusst genutzt?
  • Welche Medien waren „verboten“?
  • Welche Medien / Medieninhalte waren Pflicht bei der Aus- / Weiterbildung?
  • In welchen Lebensphasen haben bestimmte Medien für mich eine besonders wichtige Rolle gespielt? Welche Entscheidungen und Einstellungen haben sie (mit)geprägt?
  • Mein(e) Lieblingsfilm, -buch-, autorIn, -musikstück, -komponistIn …
  • Wie nutze ich welche Medien momentan, also auch:
    • Wie leicht sind sie für mich zugänglich?
    • In welcher (auch zeitlichen) Intensität & Regelmäßigkeit?
    • Was mache ich während ich die Medien nutze (z. B. Frühstücken, Bügeln …)?
    • Welche Medien werden gleichzeitig genutzt?
    • Anhand eines Zeitraums wie z. B. eine Woche: Welche Inhalte sind bei mir „hängen geblieben“, haben mein Denken & Handeln mit bestimmt?
    • Nutze ich Medien, die gezielt vielfältige Informationsquellen nutzen (vor Ort, Sicht der „Betroffenen“, Vergleich verschiedener Statistiken, „alternative“ Nachrichtendienste (z. B. Inter Press Service www.ipseuropa.org)?
    • Vergleiche ich die Berichterstattung verschiedener Medien
    • Versuche ich Informationen durch Nutzung anderer Quellen und Bildungsangebote sowie durch Alltagserlebnisse und –begegnungen zu verifizieren / zu ergänzen?
  • Wie wird mein Medienkonsum durch FreundInnen, LebensgefährtIn, ev. Kinder usw. kommentiert? Hier kann ein Vergleich mit der Situation in der Herkunftsfamilie sehr spannend sein.
  • Wie nutzen Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld Medien?
  • Bei gemeinsamen Medienkonsum: Wer wählt aus?
  • Ist kritische / partizipative Mediennutzung ein Thema in meinem sozialen Lebensumfeld?
    • Beschäftige ich mich mit Produktionsbedingungen von Medien bzw. Grundlagen der Wirkungsforschung?
    • Welche Medien oder Medieninhalte produziere ich selbst (z.B. Blog im Internet)

 

Literatur zum Thema Medienbiographie

Biermann, Ralf (2014): Medienbiografie. In: Tillmann, Angela/Fleischer, Sandra/Hugger, Kai-Uwe: Kinder und Medien. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 125-136

Biermann, Ralf/Kommer, Sven (2004): Medienbiografien mit Kompetenzgewinn – Videomaterial in der Forschung. In: PH FR Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg 2004/2 + 2005/1. S. 20-21.

Hoffmann, Bernward (2011): Medien und Biografie: „Sie sind ein Stück von Deinem Leben“, in: Hölzle, Christina/Jansen, Irma (Hg.): Ressourcenorientierte Biografiearbeit. Grundlagen − Zielgruppen − Kreative Methoden, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 273−278.

Kommer, Sven/Biermann, Ralf (2007): Zwischen Erinnerung und Inszenierung – Medienbiografien medial. In: Freiburger FrauenStudien „Erinnern und Geschlecht, Band II“, Band 20/07, S. 195-220.

Nosko, Christian; Kunnert-Wernhart, Veronika (2012). „In der Schule haben wir manchmal Filme gesehen“. Medienbiografie in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften. In: merz medien + erziehung, 3/2012, München, S. 56-62.

Pöyskö, Anu (2009): Medienbiographie – ein Leben voller Medien, in: Magazin erwachsenenbildung.at, Ausgabe 6, 2009, online unter: http://www.wienxtra.at/fileadmin/daten/OeA/PDF/pdfs_2009/poeyskoe_medienbio.pdf

 

Medienbiographie – WebSite der KPH Wien/Krems mit Impulsen zur eigenen Mediengeschichte in Bezug auf Fernsehen, Printmedien, Computerspiele, Kommunikation, Musik sowie mit Podcasts mit erzählten Medienbiographien http://pro.kphvie.ac.at/medienbiografie/einleitung/