Lernen überall und immer

Dieser Blogppost ist gleichzeitig ein Impuls zur Auseinandersetzung mit der Persönlichen Lernumgebung (Links zum Thema PLE bietet dieses Flipboard)

In der zweiten imoox-Woche wurde u. a. die Frage gestellt, welches „Lernmedium“ am ehesten mit welchen Endgerät zu nutzen sei. Zunächst entstand daraus in der sehr aktiven Facebookgruppe des MOOC eine von Hedwig Seipel begonnene Disskussion angesichts der in den Unterlagen aufgezählten Beispiele. „Hier gibt es doch mehr“, meinte Hedwig sinngemäß, ich stimmte ihr zu und wir eröffneten ein (nach wie vor und sehr gerne zu ergänzendes) offenes google-doc um Lernmedien strukturiert zu sammeln. Rasch beteiligten sich daran andere und das Ergebnis (wie gesagt noch immer offen für Ergänzungen!) ist eine spannender Querschnitt geworden mehr.
Bleiben wir beim Beispiel podcast. Am besten mit dem mp4-player? Aber wo und wie? Oder doch lieber am Schreibtisch mit dem Stand-PC und Kopfhörer?
Einige Thesen dazu, auch gestützt durch eigene Lern- undLehrerfahrungen:
Wo und wann wir lernen, ist „in Bewegung“, sieht also manchmal ganz anders aus, als „sonst“. Hilfreich ist es dazu, immer mal wieder zu reflektieren:

  • An welchen Orten kann ich mich besonders leicht auf einen Lernprozess einlassen?
  • Welche Rahmenbedingungen sind dort für mich besonders wichtig? Also etwa bewusstes Hintergrundrauschen durch Musik, Kaffeehausgespräche, Straßenkulisse, Naturgerräusche usw. oder gezielte Stille?
  • Welche Hilfsmittel habe ich gerne und oft bei der Hand? Digitale Kamera, Leuchtstifte, Lineal, Post-its, Web 2.0-Tools zum bookmarken und/oder kuratieren und/oder zum Hervorheben, Energieriegel, Kaffee?
  • Und wie sieht in mitgeführten Notizbüchern, Smartphones, Tablets, Laptops; auf meinem Stand-PC; an meinen Arbeitsplätzen die persönliche Lernumgebung ganz konkret aus?
  • Lerne ich im sitzen, liegen, stehen, gehen?
  • Zu welchen Tageszeiten kann ich mich am besten fokusieren? Wann geht lesen am besten, wann hören, wann der Austausch mit anderen, wann schreiben?
  • Nehme ich bei mir bevorzugte „Lernarten“ wahr? Immer wieder wird ja über die viel gepriesenen Lerntypen diskutiert…
  • Wie stelle ich Alltagsbezüge – privat und beruflich her?

Unterm Strich ergibt sich auf die Eingangsfrage die Antwort „Kommt darauf an!“
Denn zum einen ist die Grenze zwischen Lernen und Nicht-Lernen eigentlich eine die sehr fließend ist. Wenn ich also mal unterwegs bin und schnell was google, lerne ich. Wenn ich ein „Zufallsgespräch“ im Zug führe. Wenn ich in dem selben Zug, weil ich alles zu Haus vergessen habe zu einer Zeitschrift greife, die ich im Normalfall nicht lernen würde. Wenn meine Tochter sich eine TV-Sendung ansieht, wo ich sonst sofort weiterswitchen würde. Wenn mich meine Liebste in einem Film oder ein Theaterstück mitnimmt, das mir nicht einmal in den Ankündigungen aufgefallen wäre…
Zum anderen ist es sicher hilfreich sich mit den o. a. Fragen zu beschäftigen. Und drauf zu kommen: Manchmal ist es so und manchmal ganz anders. Weil es eben auch darum geht, was wir gerade lernen wollen / sollen. Wie gerne wir das gerade machen. Und mit wem. „Hilfreich“ weil wir dann auf eine möglichst große Bandbreite an „Lernzugängen“ zurückgreifen können, diese vielleicht völlig neu kombinieren oder auch Bewährtes mal ganz anders einsetzen. So kann also der podcast der Wegbegleiter in der Straßenbahn sein, mich in der Hängematte in den Schlaf wiegen, mich zu Notizen inem Lernjournal bewegen und vieles, vieles mehr.
Wie erleben Sie, wie erlebst du das?

Unübersichtliche Foren? Foren zum Lernen?

Im MOOC „Lernen im Netz“ habe ich zuletzt auf der Facebook-Gruppe eine Diskussion über die Übersichtlichkeit des Forums begonnen (ich verwies dabei u. a. auf : http://www.vhsmooc.de/…/willkommen-im-vhsmooc-forum…/ und http://www.coer13.de/forum/viewforum.php?f=2). Dazu und auch generell ein Beitrag:

„Discussion forums are the number one complaint by readers and contributors of MOOC News and Reviews, (auch sonst sehr spannende Site zu MOOCs! Anm. d. Verf.) an online publication devoted to critiquing individual MOOC courses and the evolving MOOC landscape.“, wird Robert McGuire zitiert, der in „Campus Technology“ einen Text zu „Building a Sense of Community in MOOCs“ veröffentlichte. Und weiter:

„Most MOOC discussion forums have dozens of indistinguishable threads and offer no way to link between related topics or to other discussions outside the platform.“  In dem Beitrag wird dann sehr übersichtlich auf verschiedene Studien zum Thema „Foren in MOOCs“ eingegangen, u. a.  mit Erfahrungen aus edX und Cousera. Festgestellt wird eine niedrige Beteiligung (3 – 5 % der Teilnehmenden) am Austausch in Foren, die teils nicht über einen allerersten Vorstellungspost hinausgeht. Teilnehmende die einen MOOC bis zum Ende und einer ev. Abschluss“prüfung“ durchziehen tummeln sich etwas öfters auf Foren (bis zu 52 %). Interessant auch eine Analyse der Universität Edinburgh: Deutlich intensiver genutzt als Foren würden Aktivitäten wie die Nutzung von Videos oder eines Quiz bzw. die Erledigung eines spezifischen Arbeitsauftrags. Leider wird generell ein Blick auf Zahlen, nicht aber auf dahinter liegendee Gründe geblickt bzw. wie das konkrete „Setting“ des Forums aussah.
In dem oben erwähnten Text von McGuire wird von einem MOOC zum Thema „Comics“ berichtet. Dort entstand schon vor Beginn eine facebook-Gruppe, die auch nach dem Ende des MOOC sehr intensiv genutzt wurde. Wie wichtig und wie intensiv solche Gruppen in social media – Kanälen sein können habe ich selbst auch beim coer13, vhsmooc13, openreli13 erlebt. Und auch beim imooc gibt es ja eine Facebookgruppe, auf der immerhin 54 Teilnehmende dabei sind.

Interessant auch dieser Beitrag von der WebSite educause. Dort steht zwar der „flipped“-Ansatz im Fokus, der Text zeigt aber Diskussionsansätze auf, über die Art der Nutzung von Foren.

Einige Ideen zum Thema von mir, auch gestützt auf eigene Lehr- und Teilnahmeerfahrungen:

  • Partizipation ist kein Zufall – es reicht nicht aus, ein Forum einzurichten und zu schreiben: „So diskutiert doch mal!“. Impulse die dies anregen und „am Laufen halten“ können sind z. B.:
    • „Thema des Tages / der Woche“ – anregende Fragen stellen oder solche in der community des MOOC sammeln / zur Abstimmung bringen
    • (Überschaubare!) Aufgaben z. B. etwas Bestimmtes zu Kommentieren, zu recherchieren, Erfahrungen dazu einzubringen (inkl. Zeitschiene)
    • Tandems, Triaden und Kleingruppen zu „Unterthemen“ initieren / begleiten die für eine bestimmte Zeit an diesem dran bleiben und dann Ergebnisse wieder in den Lernprozess einbringen
    • ModeratorInnen / TutorInnen, die bestimmte Foren betreuen, Impulse geben und sammeln (also auch „Themenfäden“ und (Teil)Ergebnisse zusammenfassen), auf den „code of conduct“ (gegenseitigen Umgang) achten (diese Rolle kann im Verlauf des MOOC ja auch wechseln, wobei m. E. nach eine Vorbereitung auf / eine Reflexion zu dieser Rolle wichtig ist)
  • Aktivität in Foren „belohnen“ – in div. MOOCs habe ich schon erlebt (z. B. coer13), dass das Ausmaß der Forum-Diskussionsbeiträge in einem eigenen Themenfaden dokumentiert wurde und als Grundlage diente um ein bestimmtes online-badge als Teilnahmebestätigung zu bekommen
  • Auch in diesem Feld: „digitale Spielwiesen“ einrichten, in denen Funktionen des Forums ausgetestet werden können bzw. über den „code of conduct“ diskutiert wird (natürlich bleibt technischer Support, der leicht zu finden ist und wo es zeitnahe antworten gibt während der gesamten Laufzeit eines MOOCs wichtig)
  • Übersicht unterstützen: Also in welchen Themenfäden soll wozu diskutiert werden – und Teiulnehmende darauf hinweisen, bzw. nötigenfalls auf „Quereinträge“ hinweisen / verlinken

Weitere ideen 6 Kommentare wie immer willkommen!

 

flipped classroom Anmerkungen #1

flipbild

In der Facebookgruppe des imoox – lernen im Netz war das o. a. Bild gepostet.

Dazu habe ich dort bzw. im Forum des MOOC gepostet:

„Ich erlebe die Definition im Bild vom flipped classroom einen Aspekt von vielen. Das ist ja ein Begriff, eine Praxis die sehr vielfältig ausschauen kann und deutlich über ich-schaue-ein-video-an hinausgeht. Heißt ja auch Räume für Kollaboration off- und online zu eröffnen, vorhandenes Wissen – Lebenswelten – Erfahrungen zu nutzen und neu zu verknüpfen. Heißt auch Ansätze wie Lernen durch Lehren, bzw. wie Lernen in Tandems, Triaden, Kleingruppen umzusetzen. Und natürlich forschendes Lernen…

Im vom Bild aus verlinkten Artikel kommen einige der von mir genannten Aspekte vor:   erwähnt wird dort auch der Aspekt der Notwendigkeit Lernenden niederschwellige Begegnungen mit „der technik“ zu ermöglichen…

Als Ergänzung noch ein Flipboard, auf dem ich zum Thema inverted / flipped classroom begonnen zum Sammeln habe.

Lerntheorien und so

Ich nehme gerade am (österreichischen!) MOOC imoox-lernen im Netz (Link – leider nur nach Login zugänglich) teil (siehe auch Gruppe in Facebook).

Nach einer Phase des gegenseitigen Vorstellen gehts gerade (rund in der dritten Märzwoche 2014) um Lernthorien und mögliche Kritiken daran.

Dazu habe ich in der Facebookgruppe zunächst angemerkt:

„…natürlich macht eine gute Bildungsveranstaltung auch der Methodenwechsel aus. Und manche Methoden lassen sich wohl einzelnen Lerntheorien zuordnen. Zumindest im Rahmen und „immer wieder zwischendurch“ ist wohl die Dialogorientierung ein zentraler Fator. Also u. a. Transparenz (Dauer, Rahmenbedingungen, Erwartungen, gemeinsame Spielregeln usw.), institutionalisiertes Feedback (nicht nur Feedbackbogen am Schluss des Semesters), gut geplante & kreativ gestaltete Phasen wo Teilnehemende eingeladen & unterstützt werden sich / Fragen / Hoffnungen / Ängste / Erfahrungen / „issen einzubringen /zu teilen / gemeinsam weiter zu entwickeln. Weiters natürlich die möglichst unmittelbare Verbindung zu „Alltagswelten“ der Teilnehemden inkl. Transfer von methoden 7 Ideen / Haltungen in mein hier / jetzt / morgen. Dazu kommt noch eine Haltung, dass ich als Lehrender selber bereit bin zu lernen, neugierig bin auf die Perspektiven aller Beteiligten.“

Im Forum des MOOC schrieb ich dann noch:

So ich werde die Aufgabe etwas angehen…
Ich hab mal gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lerntheorie#Kritik – genannt wird dort der Psychologe Philip Zembardo – dazu habe ich hier https://www.uni-due.de/edit/lp/common/lernen.htm einige interessante Aspekte gefunden. Woebei er auf den ersten Blick eher kognitivistisch, wenn denn diese Zuordnung gier gilt, eingestellt ist.
siehe auch „„Lernen“ wird von Zimbardo (1995, S.263) als ein Prozess beschrieben, der zu einer „relativ stabilen Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential führt und auf Erfahrung aufbaut“. Zimbardo (1995, S. 263) verweist zudem darauf, das Lernen kein direkt beobachtbarer Prozess sei. Lernen kann nur aus dem anschließenden Verhalten geschlossen werden. Daher ist es aus seiner Sicht bedeutsam, zwischen dem was eine Person gelernt hat (Lernen) und dem Sichtbarwerden dieses Lernens (Performanz) zu unterscheiden. Für den schulischen Kontext bedeutet dies, dass sich einer Lernphase stets auch eine Umsetzungsphase anschließen muss, will man die Ergebnisse der Lernphase überprüfen.“ (Quelle http://glossar.didagma.de/?Lerntheorien)
Sehr interesssante Punkte bringt der Erziehungswissenschaftler und Professor für Erwachsenenbildung Peter Faulstich  in seinem Buch „Menschliches Lernen“: http://www.socialnet.de/rezensionen/15111.php
Eine fundierte Analyse des Konnektivismus findet sich auf diesem Blog (mit einiger Literatur) http://eltutblog.wordpress.com/2010/07/13/der-konnektivismus-trend-eintagsfliege-lerntheorie-oder-konzept/
sowie im auch sonst empfehlenswerten Blog von Claudia Bremer
http://mooc13.wordpress.com/sonstiges/konnektivismus/
Einen guten Überblick zu den Lerntheorien bietet übrigens auch:
http://www.uni-potsdam.de/eteachingwiki/index.php/Lerntheoretische_Begr%C3%BCndungszusammenh%C3%A4nge#Kritik