Gedanken zum „Digitalen“ in der Lehre

Leider reißt die Diskussion darüber, ob denn „das Digitale“ / „die Digitalisierung“ für die Lehre wirklich Vorteile bringt nicht ab. Ein Grundproblem dabei ist, dass die Definition, was mit Digitalisierung genau gemeint sehr unscharf ist und viele Begriffe durcheinandergeworfen werden:

Nach der Flipped Classroom Convention in Berlin (siehe diesen Nachbericht) besuchte ich aufgrund des sehr unbeständigen und kalten Wetters das Museum für Kommunikation in Berlin (siehe dazu diese Fotostrecke, natürlich alles cc_by). Nachvollzogen wird, wie Menschen Informationen austauschten bzw. auf diese Zugriff nahmen und nehmen, sowie wie sie diese mitgestalten.

Digitalisierung hat in diesem Zusammenhang mehrere Effekte, wobei zu betonen ist, dass es immer um einen Mix aus digitalen sowie Zugriffen / Vorgangsweisen geht bzw. es letztlich sinnlos ständig zu versuchen krampfhaft Unterschiede sowie Abgrenzungen zwischen „analog“ und „digital“ zu finden:

  • In einer sekundenschnelle Weise ist der Zugriff auf unterschiedlichsten Informationen möglich, ebenso auf jahrhundertealte Archivbestände (Hinweis: Immer mehr Museen gehen dazu über Inhalte abrufbar zu machen, die gerade für die Lehre spannende und kostenfreie Materialien darstellen)
  • Diese Informationen sind immer intensiver in interaktiven Formaten In multi- und transmedial aufbereitet – damit werden verschiedene Sinneskanäle angesprochen und es wird ein immersiver Zugang / Umgang gefördert
  • Zu jeder gefundenen Information ist es ebenso in sehr rascher Weise möglich – u. a. durch Nutzung enthaltener Quellen, Querverweisen, Schlagwörtern, Verweise zu Erstellenden – Quellen zu suchen und zu finden, die dabei unterstützen, Inhalte zu vergleichen und bewerten
  • Darüber hinaus gibt es verschiedene Tools, die dabei unterstützen, Gefundenes zu sammeln bzw. strukturieren bzw. für andere übersichtlich und ansprechend aufzubereiten
  • Und: Es ist wesentlich einfacher & schneller, vorhandene Informationen zu kommentieren und zu bewerten
  • Ebenso schnell lassen sich Informationen zu Erstellenden gefundener Informationen finden, also ebenso ob und für welche Institutionen / Unternehmen diese tätig waren (oder sind), wer die Erstellung unterstützt bzw. finanziert hat
  • Darüber hinaus kann mit Erstellenden, Forschenden, ExpertInnen, MultiplikatorInnen auf einfache und niederschwellige Weise Kontakt aufgenommen werden (und diese Begegnungen auch in digitaler Form anderen zur Verfügung gestellt werden)
  • Ebenso wesentlich leichter und vielfältiger verfügbar sind Online-Plattformen auf denen gefundenes / erworbenes Wissen angewendet werden kann, interaktive Übungsbeispiele geboten werden sowie verschiedenste spielerischer Zugänge
  • Und nicht zuletzt sowie besonders wichtig: Es ist viel einfacher geworden, verschiedenste Inhalte zu erstellen und anderen Menschen zugänglich zu machen – auch solchen „ganz woanders“ auf dieser Welt (siehe diesen Beitrag zu „learner generated content“)

Smartphones, Tablets und Laptops / PC sind somit Lern- und Informationszugangsinstrumente. Das sind natürlich ebenso Bücher oder andere schriftliche Materialien – und wie schon erwähnt geht es um ein abwechselndes oder ebenso paralleles Nutzen von analog sowie digitalen Zugangsmöglichkeiten. Und ja natürlich bleibt dabei der unmittelbare Kontakt zu anderen Menschen wichtig und essentiell. Oder das Hands-On ausprobieren, in Sozialräume gehen, Natur erforschen usw. – begleitet, ermöglicht, unterstützt, dokumentiert wird dies durch digitale Tools. Wobei diese auch Zugänge zu „Räumen“ ermöglichen, die normalerweise nicht aufsuchbar / so unmittelbar gefahrlos erforschbar sind: Das Innenleben u. a. unseres Körpers, von Maschinen, Computerprogrammen oder auch Atomen, die Tiefen des Meers und des Weltalls, alle Regionen dieser Erde und anderer Planeten.

Und ja, dies bedeutet, dass wir ebenso lernen müssen, wie sich digitale Möglichkeiten selbstbewusst, verantwortungsvoll und sinnvoll nutzen lassen.