(Hörsaal)Spiele #1

Ein wichtiger Grund, warum ich mich für die Stelle für das Projekt „inverted classroom“ an der FH St, Pölten bewarb, war die Überzeugung, dass sowohl online als auch in der Präsenzphase ebenso Ansätze und Methoden der Angewandten Improvisation (siehe diese Erklärung) sehr wichtig sind. Bei der intensiveren Auseinandersetzung mit dem Konzept stieß ich auch auf das Konzept der Hörsaalspiele (siehe hier und hier) .

Ich selbst setze ja sowohl bei meinen Seminaren als auch bei verschiedensten Lehrveranstaltungsformaten Spiele in allen Farben, Formen und Größen ein. Eben weil ich auch selbst erlebe, wie wichtig die Verknüpfung zwischen Hirn, Herz und Bauch ist. Und weil ich dabei immer wieder erlebt habe , welche geniale Ideen und Lösungen beim Spielen entstehen.

Bei den „Hörsaalspielen“ entdeckte ich viele alte Bekannte, Varianten davon und auch Neues. Christian Spannagel und Kristina Lucius brachten bei der #gmw14 auch dieses Thema ein, in Form einer Session die nach Kriterien des ICM gestaltet war. So wurden Teilnehmende gebeten sich diesen Beitrag durchzulesen und sich Fragen dazu zu überlegen, die dann in der Präsenzphase gesammelt wurden. Davon ausgehend entwickelten wir gemeinsam neue Ideen. Wobei das eigentlich gleich ein Beispiel ist, wie „Spielen“ in einer größeren Gruppe (ca. 60 Menschen) geht: Zu zweit, zu dritt zusammendrehen und ausgehend von Impulsen miteinander brainstormen.

So entstanden einige Ideen, von denen manche hier dokumentiert sind (bzw. in diesem Bild) sowie: tabu spielen mit studierende: diese entwickeln selbst die „Karten“ mit den verbotenen begriffen fürs erklären.

Ich habe in Zürich die Freude gehabt immer wieder auch zwischendurch mit Christian Spannagel im Austausch zu sein, so haben wir auch mit einem klassischen Impro-Spiel (Wort-für-Wort) dieses Video http://t.co/vqa4t270uv produziert und zwischendurch uns gegenseitig mit dem Alphabetspiel herausgefordert (sehr, sehr fein! Danke!). Wir haben beschlossen, uns gemeinsam noch intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und hier – auch mit anderen – gemeinsam zu forschen. Hier als ein Teil der allerersten Schritte dazu zwei Fundstücke:

Hallmann, Corinna (10. 4. 14): Spielst du noch oder lernst du schon? – Spielend lernen in der Vorlesung. In R. Kordts-Freudinger, D. Urban & N. Schaper (Hrsg.), Lehr- und Lernpraxis im Fokus – Forschungs- und Reflexionsbeiträge aus der Universität Paderborn, http://www.zhw.uni-hamburg.de/almanach/?p=472

http://www.sustainicum.at/de/tmethods aus einem Portal zu Lehrmethoden zum Thema Nachhaltigkeit (Danke an Elke Lackner für den Hinweis!)

Neue Prüfungskultur

Ein wichtiger Themenfaden bei der #gmw14 war E-Assessment, also ebenso die immer wieder diskutierten E-Prüfungen. Sehr stark ging es etwa hier und hier um die technischen Rahmenbedingungen wie Schummeln verhindert werden kann (inkl. Phänomene wie Ghostwriting), dies hängt stark mit der Frage zusammen, inwieweit Ergebnisse aus solchen Prüfungen rechtlich anerkannt sind.

Ich habe die Frage gestellt, was eigentlich das Ziel einer Prüfung ist. Jemand brachte dazu zunächst den Begriff des „Bulimielernen“ hinein: sehr schnelles Aufnehmen (oft mit Fokus auf Auswendiglernen), „ausspucken“ auf Knopfdruck mit wenig nachhaltigen Auswirkungen. Jörn Lovisach berichtete, dass er Studierende im Zuge von Abschlusstätigkeiten zu Bachelor oder Master (auf freiwilliger Basis) nochmals ganz rudimentäre Gleichungen als Aufgabe stellt und viele an dem scheitern.

Fragen zur weiteren Diskussion dazu sind daher u. a.:

  • Wie lassen sich „Lernleistungen“ quasi „am Weg“ evaluieren, also im laufenden Semester?
  • Was genau wird als „Lernleistung“, als „Erfolg“ gewertet; dazu gäbe es viele Optionen u.a.:
    • Entwickeln und beantworten von Fragen
    • Quizzes (bei denen auch Fragen von Studierenden kommen können)
    • Multible-Choice-Frageinstrumente
    • Tätigkeiten im Peer-Review (inkl. Mitarbeit an Review-Kriterien)
    • Erstellung & Mitgestaltung verschiedenster „Materialien“ (siehe hier), die Lerninhalte aufgreifen, (neu) verknüpfen, kommentieren, ergänzen, zusammenfassen…
    • Projektarbeiten bzw. Mitarbeit bei der Forschung
    • Tätigkeiten als TutorIn / MentorIn
  • Wie lassen sich Leilinien zu dieser Form der Evaluierung gemeinsam entwickeln, bewerten, weiter entwickeln?
  • Wie lassen sich bei dem allen möglichst enge (und im Idealfall später ergänzbare / wieder aufnehmbare / weiter verfolgbare) Bezüge zu späteren beruflichen Tätigkeitsfeldern herstellen?

Social Media Werzeuge für Lehre auswählen

In einem Hands-On-Workshop vei der #gmw14 wurden Ergebnisse aus dem EU-Projekt „Social Media for Education“ (SoMeCat) vorgestellt wobei hier Forschende aus Russland, der Türkei, Deutschland und der Schweiz zusammenarbeiten.

In den Analysen zum Projekt festgestellt wurde einmal mehr: Viele Lernende nutzen Social Media sowohl für das Privatleben als auch das Lernen (Anm.: und entdecken dabei immer öfter Interlinks). So gestalten sie auch selbstständig Online-Lerngruppen, nutzen Lernvideos, und Werkzeuge zur Koordination & Kollaboration.

Lehrende wissen das grundsätzlich sind aber öfters keine aktiven NutzerInnen von Social Media weder privat noch beruflich. Und, die Befragungen aus SoMeCat zeigen: Sie sind auf der Suche nach sinnvollen Werkzeugen die sie einsetzen können. Auf der (dreisprachigen!) WebSite http://www.socialmediaforeducation.org/en_gb/ können Lehrende Informationen zu ihren Lehrndesign eingeben und erhalten als Ergebnis eine Übersicht zu möglichen Instrumenten und in welchen Feldern diese einsetzbar sind.

Das Instrument ermöglicht einen schnellen Einstieg ins Thema „Einsatz von Social Media in Lernsettings“, auch weil „am Weg“ einiges an Hintergrundinformation vermittelt wird und unterstützt eine bewusste Auswahl und damit Einsatz verschiedener Werkzeuge.

Lernräume off- und online und dazwischen

Auch bei der keylecture von Sabrina Brandt und Gudrun Bachmann (Universität Basel. Hintergrund: https://itsi.ltn.unibas.ch/) am zweiten Tag der #gmw14 (Videoaufzeichnung: https://t.co/jHArRYWHvG) ging es um Räume, wobei zunächst eher der „physikalische“ Aspekt im Vordergrund stand. (Eine weitere Zusammenfassung findet sich hier: http://2014.gmw-online.de/blog-keynote-auf-dem-weg-zum-campus-von-morgen/ und ausführlicher hier: http://2014.gmw-online.de/015/)

Studierende sind heute mehr denn je Lernwanderer „zwischen unterschiedlichsten Räumen“ (also u. a. Prüfungs-, Lehr-, Lern-, Zwischen- und Spielräume). Es geht also auch um die Grenzgänge zwischen „anytime-anywhere“ versus „home based“ Lernen.

Zum Einsatz auf dem Weg zu einen neuen Campus kamen Methoden wie designthinking, Fotoexkursionen, Workshops,… Weiters wurde die Persönliche Lernumgebung in den verschiedenen Feldern visualisiert.

Ein interessanter Vergleich dabei: Werden Kinder gefragt, was sie sich für einen Spielplatz wünschen kommt vermutlich schnell „Sandkasten“ und „Schaukel“. Auch weil diese Aussage von inneren Bildern geprägt ist, was eben zu einem Spielplatz gehören könnte. Es braucht also eine Vorgangsweise, während der Wünsche sowohl entstehen können, als auch gemeinsam entwickelt werden.

Einige Erkenntnisse (hier fließen auch Wahrnehmungen von der Keylecture am dritten Tag ein: https://t.co/oMr0WZzrCP Siân Bayne «Digital education and University space»:

  • Auch vorhandene Lernräume können durch verblüffend einfache Maßnahmen an gerade aktuelle Bedürfnisse angepasst werden (Tische umstellen usw.)
    • Gewünscht sind sowohl Individualräume als auch Räume für Gruppenaktivitäten (gilt ebenso für Online-Räume!) wobei die interessante Frage ist, wie leicht sich diese Räume rasch transformieren & zurückverwandeln lassen
    • Und: wie leicht lassen sich eigentlich leere Räume von Studierenden und Lehrenden kurzfristigst und niederschwellig buchen (siehe dieses Beispiel der Uni Basel: http://raumfinder.ch/detail/info/100166.html)
    • Als Kommentar zur keylecture: leben – und lernen – bedeutet aneignung, also auch bewusst gewollte, geförderte mitgestaltgung
  • Studierende (und natürlich auch Lehrende) verbringen teils den ganzen Tag am Campus – wie also muss dieser gestaltet werden, um Bedürfnisse zu stillen wie Hunger, Durst, Sehnsucht nach Ruhe, liegen können, Begegnungsräume…
    • Manche Orte wirken so: Studierende sind hier eigentlich (explizit) nicht willkommen
    • Gewünscht sind auch IT-freie Räume bzw. überall anders Essentielles wie W-Lan, Steckdosen & Co.
    • Die Uni / FH als „Zweitwohnung“ ist auch in Hinblick auf mögliche „Pausenräume“ in Curricula usw. kritisch anzusehen und der Balanceakt zwischen Lernen & Privat bzw. den Interlinks dazwischen
      • Und: wie ist das, wenn sich Zuhause eine massive Veränderung wie ein Hausbau, Geburt, Heirat, Trennung ergeben; welche Unterstützung ist dann wichtig?
    • Wie ist das bei blended learning oder Fernstudien; Sophie Lenz sagte dazu treffend: Fernstudierende als Schrödinger-Katzen…“Sie sind auf der Uni und sie sind nicht auf der Uni“
  • Selbstverwaltete Herangehensweisen unterstützen schnelle Lösungen, etwa das Anschaffen eines 3D-Druckers
  • Serviceanspruch vs. Eigenverantwortung: dieser „Wechsel“ braucht Zeit, Unterstützung, Impulse
  • Regelmäßige Evaluierung wichtig -> Beispiel: http://t.co/ZladiSNSV1
  • Potentiale durch bewusste Begegnungen zwischen unterschiedlichsten Studienrichtungen bis hin zu gemeinsamen Projekten – Räume fördern interne Vernetzung & Wissensmanagement / Raum als Change Agent

E-Learning, blended learning, inverted classroom braucht Strategien

Titel der #gmw14 war ja „Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken“. Am ersten Tag ging es im Workshop „Digitale Lernräume an Hochschulen schaffen“ (http://2014.gmw-online.de/426/) um Strategien die es braucht, damit E-Learning, blended learning oder auch Konzepte wie der inverted classroom überhaupt umgesetzt werden können.

Eine solche Strategie braucht eine interdisziplinäre Ausrichtung, die an allen Handlungsfelder einer Bildungseinrichtung anknüpft. Es geht also um Felder wie:

Claudia Bremer betonte die Wichtigkeit bei solchen Strategien auf die Vielfalt, die Diversität unterschiedlicher Studienrichtungen und deren jeweiligen Kulturen zu achten, diese aktiv zu nutzen. (siehe dazu http://www.bremer.cx/vortrag51/Bremer_Folien_Universitaet_Hamburg2010.pdf besonders die Folie 7).

Als möglicher Ausgangspunkt für solche Strategien: http://efquel.org/tools/visced-success-factors/ und http://www.ecb-check.org/criteria-2/

Ein spannendes Thema beim Workshop: Welche Ziele hat eigentlich „e-learning“ (oder blended learning, ICM…)? Und woran ist zu merken / messen, dass der Weg dorthin stimmt, dass Teil“erfolge“ gelungen sind? Aus meiner Sicht, es geht um

  • Eine Haltung die ich mit einem gmw-Zitat beschreiben will: „die neuen LehrerInnen sind die Lernenden (Studierenden)“
  • eine umfassende Unterstützung von Lehrenden und Lernenden
  • bewusst ausgewählte und gut vorbereitete digitale Arbeitsräume, die gleichzeitig so flexibel sind, dass individuelle „Lieblingswerkzeuge“ auch genutzt werden können
  • bewusst ausgewählte Tools
  • sowie Aspekte die dann auch bei einer Session des educamps (ganze Doku: http://gmw14.educamps.org/) vorkamen:
    • Angebote, bei denen Lehrende und Lernende die Arbeitsräume kennenlernen und lustvoll ausprobieren können
    • Laufender Support bzgl. Möglichkeiten, niederschwellig nachfragen zu können
    • Reflexion & Erfahrungsaustausch welche Tools sich für welche Einsatzgebiete am besten eignen

gmw14 – allgemeiner Rückblick

Vom 1. – 4. 9. nahm ich an der Tagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft in Zürich teil. Weiterbildung & Netzwerken sowohl auf der freiberuflichen Ebene als auch in meiner Rolle als Mitarbeiter der FH St. Pölten (seit 1. Mai) für das Projekt inverted classroom.

Ein wirklich spannendes Lernerlebnis mit vielen neuen Kontakten, Erkenntnissen, Verknüpfungen, Anstößen. Der Kongress war sichtlich sehr gründlich vorbereitet und organisiert. Schön: Auch an ausreichend Pausen zwischendurch wurde gedacht. Spannend im Vorfeld: Der gesamte Tagungsband war (und ist weiterhin) nicht nur kostenlos als pdf downloadbar, sondern ebenso in einem Blog eingebunden, wo Absatz für Absatz kommentierbar ist (bzw. die bereits gegebenen Kommentare dazu).

Etwas merkwürdig mutet bei dieser Vorgangsweise dann in der pdf- und (vor Ort verteilten) Printversion: „Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.“ Warum nicht gleich creative commons?

Online zu finden war/ist ebenso das gesamte Programm und die Poster.

Zum Einsatz kam weiters eine Konferenzapp, in der sich kurzfristigst immer die ganz aktuellen Räume fanden und Kurzinfos zum Inhalt (leider ohne Verknüpfung zur kommentierbaren Onlineversion des Tagungsbands).

Die keylectures wurden aufgezeichnet und waren / sind schon wenig später abrufbar. Auch hier stellt sich die Frage: Warum nicht gleich als Streaming?

Sehr schön, vielfältig gelungen war auch das – sehr mutig! – direkt eingebundene educamp, bei dem auch ich eine Session zum Thema inverted classroom moderieren bzw. mit Erfahrungen aus der FH St. Pölten ergänzen durfte. Ich berichtete zunächst kurz zum Projekt und dessen aktuellen Entwicklungen und lud dann ein, Fragen zum Thema zu stellen. Die Dokumentation dazu findet sich hier (Danke an Christian Spannagel für das Protokoll sowie an alle Teilnehmende für die spannenden Fragen & Inputs) und enthält ein Kurzvideo mit einem Interview mit mir, das ich hiermit ebenfalls offiziell als Beitrag zum Call for Videos zum Tag der Lehre der Fh St. Pölten am 16. 10.  deklariere.

Sehr empfehlenswert zum Thema ebenso zwei Kurzvideos, die ich am ICM mit Christian Spannagel (PH Heidelberg) bzw. Elke Lackner (Uni Graz) produziert habe – sind zugleich ebenso Beiträge zum Call for Videos.

Auf jeden Fall ein ganz großes Dankeschön an das Organisationsteam und für viele bereichernde Begenungen & Austausch an die Teilnehmenden!

Lernort Social Media

Im imoox-MOOC geht es um Social Media, wie diese in Bildungskontexten einsetzbar, nutzbar sind und – natürlich – über Gefahren die dabei zu beachten sind. Aber wenn von Social Media Gefahr ausgeht, warum sie dann ausgerechnet im Bildungskontext einsetzen? Also dort wo es – u. a. zu Themen wie Gesundheit, Soziales, social skills – um Privates, Vertrauliches, Heikles geht?

In der öffentlichen Diskussion werden verschiedenste Begriffe durcheinander gewürfelt. #1: Eine Gleichung lautet etwa „Internet = Facebook“. Da Facebook „gefährlich“ ist, ist demzufolge Internet gefährlich. Wird jemand dann gefragt, was denn genau Social Media sein könnten, wirds schon kniffelig. oder noch schlimmer wenn nach „Web 2.0-Anwendungen“ gefragt wird. Egal, denn „nach Snowden ist doch alles anders“. Dazu später.

#2: Dort, also in den Social Media, würde es doch ausschließlich oder zumindst hauptsächlich um Banales, also etwa die viel zitierten Katzenbilder gehen. Sie seien demnach Zeitverschwendung, Ablenkung vom Wesentlichen („den Inhalten“) und wenn Fragmente von Informationen sichtbar würden, könnten diese rein gar nicht überhaupt nicht ernst genommen oder – Gott sei bei uns – zitiert werden.

#3: Beziehungen in Social Media sind belanglos, oberflächlich und immer wieder („öfters als Du glaubst!“) gefährlich, weil ja „dort“ sich alle möglichen Schurken tummeln.

User generated content, also von NutzerInnen gestaltete Inhalte gab es schon immer im Internet. Möglichkeiten, diese zu finden, zu teilen, kommentieren oder Inhalte selbst zu gestalten und anderen zur Verfügung zu stellen schon weit weniger. Internet war anfangs mehr ein „Monolog“ und wurde dann zu einem gigantischen Netzwerk mit rasanten Kommunikationsflüssen. Ein Teil dieser Entwicklung war sicher die Etablierung sozialer Netzwerke wie eben Facebook oder Vorläufer dazu wie StudiVz. Und wer sich daran erinnern kann: Auch „magnet“, ein (damals mein) provider dessen sehr pixeliges Homepage-Design in den 90er Jahren einem Marktplatz entsprach bot eine kleine community.

Mit der sprunghaften Zahl der Zugangsmöglichkeiten stieg auch jene der NutzerInnen des Internet. Und diese trafen sich zum Beispiel auch auf Facebook. Also einem Ort, wo in einem Profil und in mehr oder weniger tagtäglichen oder sogar stündlichen Postings Dinge über das eigene Leben erzählt werden.

Alltägliches, Banales in Text und Bildern, Links zu Songs. Das soll etwas mit Bildung zu tun haben? Noch dazu stehen dann Texte oder Bilder, die „ganz sicher“ mit den damals höchsten Sicherheitseinstellungen gepostet wurden plötzlich in der Öffentlichkeit. Hilfe, das Bild vom letzten Saufgelage ist öffentlich. Egal wie hoch Sicherheitseinstellungen gewählt wurden, seit Snowden ist bekannt, dass die NSA und ganz viele andere Geheimdienste alles mitlesen, mitverfolgen, verknüpfen. Seit Snowden? Ich gebe zu, dass meine Wahl von Vor- und Hauptabendserien von anderen ab und zu als seicht erlebt wird, etwa wenn ich Navy CIS schaue, eine Serie von Ermittlern die Todesfällen in den US-Wasserstreitkämpfen auf den Grund gehen. Eine Figur, McGee, sticht dadurch hervor, von jeder beliebigen Person auf Knopfdruck Bankkonten, Telefonverbindungen, Lebensversicherungen und wann jemand zuletzt mit dem Hund vor die Tür ging sichtbar machen zu können. E-Mails sowieso. Und das schon viele Jahre vor Snowden. Wer heute nach Snowden „voller ungläubiger Überraschung“ ist, dem/der glaube ich das schlicht nicht. Kommunikation zwischen Menschen wurde schon immer in unterschiedlichster Intensität überwacht. Trotzdem wurde fröhlich weiter kommuniziert und es entstanden so auch Revolutionen verschiedener Intensität und Dauer.

Also ja, was ich öffentlich – egal ob als Brief, Mail oder Posting kundtue – kann jemand anderer lesen. Das muss mir bewusst sein und ich gestalte dementsprechend was und wie ich es sage. Web 2.0 bedeutet dabei für mich, auch Informationen zur Verfügung zu stellen, zugreifbar zu machen, zu kommentieren, teilen, neu zusammenzustellen. Und zwar mit Menschen aus der ganzen weiten Welt. Menschen die ich sonst nie kennengelernt hätte und die mir wiederum Wege zu Informationen ebnen, auch durch Einblicke in ihre „Alltage“ und ihre Expertise. Wie sich solche Menschen finden lassen, Informationen bewertbar, analysierbar, hinterfragbar sind und vor allem auch wie sie selbst auf eine seriöse und offene Weise gestaltet werden können ist eine ganz große Lehr-und Lernaufgabe unserer Zeit. Gerade aus der Perspektive: Social Media sind gerade durch ihre Alltagsbedeutung ein Teil von Lernerfahrungen und Lernfelder, egal ob sie aktiv oder nicht genutzt werden.

Nachtrag: Links zu Social Media in der Schule die ich in einem Flipboard aus Anlass eines Vortrags (powerpoint slides) bei den edudays 2014 gesammelt hatte.