OER im Bildungsbereich – Wünsche

Auf dem COER13-Forum wurde aus Anlass des Themas OER an Schule und Hochschule (http://www.coer13.de/unit5.html) gefragt

„Welche Unterstützung würden Sie als OER-begeisterte Bildungsexperte von Ihrer Institution – Schule, Hochschule, sonstige Einrichtung/Arbeitskontext – beim Einsatz von OER wünschen?“

Aus meiner Perspektive als selbst Lehrender (ich unterrichte immer wieder an Pädagogischen Hochschulen, Fachhochsulen, Universitäten, div. Bildungseinrichtungen):

# OER sollen selbstverständlich ein Thema sein, auch bei Leitbildern sowie der Formulierung von Arbeitsverträgen und als Thema von Weiterbildungen

# Ich möchte daran erinnert sowie dabei unterstützt werden, zumindest Teile meiner Unterlagen bzw. Aufzeichnungen von Vorträgen oder so auch als OER zur Verfügung zu stellen (auch durch einfach zugängliche / nutzbare Plattformen) und

# …dass ich „Unterricht“ so gestalte, dass auch Lernende selbst zu ProduzentInnen von OER werden auch um beim Recherche- und (lokalen / regionalen / globalen) kollaborativen Bearbeitungsprozess daran zu lernen

# Wichtig ist dazu ebenso die Kooperation mit anderen Lehrenden: also ein Austausch auf Augenhöhe, um einander zu unterstützen, Inhalte miteinander zu gestalten bzw. zu teilen – das wird nicht zufällig geschehen, sondern braucht entsprechende Impulse und unterstützte Austauschräume die vom Träger der Bildungseinrichtung kommen

Von diesem Träger würde ich mir zudem wünschen, dass dieser…

# …auch von sich aus zum Produzent von OER wird bzw. insgesamt von offenen Bildungsinhalten z. B. via MOOCs. Ich bin der Überzeugung, dass es – bei allen Verständnis für enge Budgets oder Ressourcen – immer auch eine Verantwortung für eine „allgemeine Bildung“ gibt, also dass möglichst viele Menschen dazu einfachen sowie teils kostenlosen Zugang bekommen

# …eine Vernetzung mit anderen Bildungsträgern ausgebaut wird, gerade auch zum Thema Produktion & Zugang zu OER, eben um deren profesionelle Produktion und Verbreitung zu unterstützen. Hier ist ebenso die öffentliche Hand gefragt, die dafür Mittel & Strukturen zur Verfügung stellen sollte

# …dabei auch aktuell gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen werden wie etwa Armut, Zugang zu Bildung & Informationen, Gesundheitsversorgung, Umgang mit Konflikten, Umweltschutz, gegenseitige Unterstützung usw.

All diese Schritte würden ebenso förden, dass es zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung von Lehrenden mit Bildungsinhalten kommt und wie diese gemeinsam gestaltet, verbreitet, genutzt sowie in den Alltag transferiert werden können.

Das liebe Geld

Hab mir nochmal meinen letzten Blogbeitrag angesehen und mich gefragt: Was bedeutet das geldmäßig?
Ein Prozess, wie ich ihn beschrieben habe ist mit Sicherheit einer, der „nicht vom Himmel“ fällt, u. a. gute Konzeption & Planung, professionelle interne und externe Kommunikation, Weiterbildung braucht. Und vermutlich auch zwischendurch-Begleitung bzw. sinnvollerweise gute Evaluierung sowie Überlegungen zur Implementierung in den „Regelbetrieb“.
Wer all so was begleiten kann? Hier gibt es sicher „berufene“ Menschen, zu denen ich mich an dieser Stelle ganz selbstbewusst dazu stellen mag.

Exkurs Eigenwerbung
Ja darf man denn das? In einem Kotext zu „offen“, in einem MOOC über eigene Angebote reden? Diese Frage wurde schon beim Moke Maker Course (MMC13) diskutiert. Zusammengefasst kommt heraus: Warum jemand sich in einem MOOC & in div. Foren engagiert hat auch damit zu tun, dass andere auf eine/einen aufmerksam werden, Kompetenzen wahrnehmen, Anknüpfungspunkte entdecken, ja Lust kriegen in Kontakt zu treten sowie Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Keine Frage: Das ist auch für mich als EPU ein – neben Lernen, Vernetzen, Beitragen … – wichtiger Aspekt.

Also ja, auch ich habe schon in verschiedensten Settings Institutionen begleitet, die mit Bildung zu tun haben, habe Bildungsangebote mit konzipiert und umgesetzt. Natürlich geht es dabei auch um Fragen wie Offenheit, Urheberrechte, Nutzung von Entstandenen usw.
Das läuft in Form von Workshops die ich halte oder auch dass ich wie an der KPH Wien Teil eines Leitungsteams eines Masterlehrgangs (in dem Fall zu Leadership in NPOs) bin oder auch dass sich wie an der FH St. Pölten Gespräche ergeben, wie blended learning (mit allen OER-Aspekten) implementieren lässt.
Und was kostet das jetzt? Kommt darauf an.
Für Bildungsinstitutionen ist die Bewegungsfreiheit überschaubar. Es gibt meist fixe Stundensätze und auch Beratungstätigkeiten werden über diese zum Teil abgerechnet. Das beginnt bei Stundensätzen die um die 40 Euro liegen, geht über 78 / H bis hin zu Tagsätzen die auch so um die 900 Euro liegen können. Manchmal ist auch mehr „drin“.
Würde ich – was ich natürlich auch in Realo sehr gerne machen kann – eine Bildungsinstitution dabei begleiten, ein Konzept wie im letzten Post auf die Schiene zu bringen, zu beginnen umzusetzen, erste Ergebnisse zu evaluieren und weiter zu entwickeln würde ich wohl sagen, dass es siinvoll wäre auf Aspekte zu schauen:
# Welche Ansätze, Methoden, Praxis, Modelle hat es schon bislang gegeben, die einen wie von mir beschriebenen OER-Zugang / -Nutzung unterstützen? Auch solche, die bislang nicht expliit unter dieser Überschrift auftauchten!
# Welche Schienen & Maßnahmen zur internen Kommunikation bzw. Weiterbildung gibt es?
# Welche Informationen zu Themen wie OER, CC, Social Media wurden schon an Lehrende vermittelt?
# In welcher Form hat die Institution bislang übe Ergebnisse ihrer Bildungsarbeit nach außen kommuniziert und welche Rahmenbedingungen (inkl. gesetzlicher Regelungen) existieren dazu?
Aus Fragen wie diesen würde sehr wahrscheinlich noch eine konkrete Suche nach Informationen, Materialien, Methoden, Ideen folgen – im Idealfall mit einem begleiteten Kernteam der Institution.
Würde mich ein/e Verantwoliche/r fragen, mit wieviel Zeit da zu rechnen ist, würde ich wohl für eine Phase 1 inkl. Kernteambegleitung min. 10 Stunden veranschlagen. Je   nachdem, wieviel vorher passiert ist, je weniger Informationen da sind, je langfristiger und nachhaltiger ein solches Vorhaben ausgelegt ist kann das natürlich auch länger dauern.

Einsatz von OER

Anschließend / aufbauend / ergänzend zu meinen Dreiteiler zu OER folgende „Einsatzüberlegungen“ (am besten zu finden von diesem Ausgangspunkt aus):

 

Bei den meisten Lernthemen geht es auch um das Finden / Bewerten / Einordnen bzw. auch neu Verknüpfen von vorhandenen Informationen. Daraus ergeben sich folgende mögliche Schritte:

  • Reflexion & Analyse: Informationszugänge der Teilnehmenden – also von wo diese Informationen (oder auch Meinungen) beziehen (bzw. wenn das Thema ist Produkte / Dienstleistungen), ein Ausgangspunkt kann dabei sicher die Medienbiographie sein (also in aller Kürze: In welchen Lebensphasen (inkl. jetzt) welche Medien wie genutzt (oder auch gestaltet) wurden)

  • Reflexion & Analyse: Welche (Wissens- und oder auch materielle Ressouren) Bausteine zu einem Lernthema haben Teilnehmende schon? Also auch eine Ermutigung & Herausforderung die eigenen Hosen- & Handtaschen, den eigenen Haushalt, das persönliche Umfeld, die verschiedenen Lebensregionen nach Informationsfundstücken zu durchsuchen (je multimedialer desto lieber: Texte, Bilder, Töne, Geschichten, Menschen, Projekte, Skulpturen, Alltagsgegenstände….)

  • Zwischenschritt: Was davon ist „frei“ verfügbar – verbindbar mit einer Reflexion / Infovermittlung zu Themen wie Urherberrecht / Allmende / Creative Commons und natürlich OER (ergänzt mit der Frage: Wie kann etwas Vorhandendes für andere verfügbar / zugänglich / nutzbar gemacht werden, so dass die Rechte am eigenen Werk beachtet werden und auch die Notwendigkeit dass viele ProduzentInnen von ihren Produkten & Prozessen dorthin leben wollen & sollen)

  • Aktive Info-Suche an anderen Orten – also sicher Internet und auch z. B. die Haushalte & Umgebungen der anderen Teilnehmenden (weil Außensicht neue Sichtweisen bringt, übersehenes Vorhandenes erkennbar wird, scheinbar Fehlendes plötzlich sichtbar wird), Institutionen in- und außerhalb der Lebensregionen usw.

  • Je nach weiteren Design bietet sich nun an,

    • Einzelarbeiten: selbstständiges Forschen, Dokumentieren, Fragen, Suchen, Finden und auch Produzieren animieren

    • genauso Tandems, Triaden, Kleingruppen dazu

    • Wissensvermittlung / Eröffnen von Wissenszugängen durch den/die TrainerIn / ReferentIn (bei entsprechenden Themen auch handwerkliche Fähigkeiten oder so) bzw. nach dem Prinzip „Lernen durch Lehren“ durch Teilnehmende

  • Auf jeden Fall können in diesen Prozess wieder „Bausteine“ entstehen, die als Ergebnis nicht nur für die Gruppe sicht- & nutzbar werden, sondern eben darüber hinaus – mit entsprechender Begleitung entstehen so neue OER, die stark von unmittelbaren Forschungs- und Erfahrungswissen gespeist sind

 

Zusammengefasst bedeutet das aus meiner Sicht: Die Sichtweise, was OER sind / sein könnten möglichst weit zu halten sowie Teilnehmende zum selbstständigen / gemeinsamen Forschen / Suchen / Vernetzen / Produzieren zu animieren. Gespeist auch von der Überzeugung, dass Lernen möglichst ein kontsruktivistisch / konnektivistisch geprägter Prozess sein kann und soll.

Und das Lernen auch heißt: Wissen / Wissenszugänge und damit Möglichkeiten eröffnen / fördern, eigene Lebensbedingungen aktiv wahrzunehmen / neu zu bewerten / zu verändern.

Rückmeldungen / Meinungen / Ergänzungen wie immer herzlichst willkommen!

 

Baumeistern fördern

Teil 3 der Überlegungen zu OER nach zwei Wochen COER. Links zu Teil 1 und Teil 2.

I was eh – baumeistern ist nur bedingt ein „Duden-korrektes“ Wort. Und ich gehe jetzt zu einer Synthese aus Teil 1 & 3:

  • OER hat aus meiner Sicht etwas mit nehmen und geben zu tun – also wenn ich suche, bin ich eingeladen bei Fundstellen darauf hinzuweisen, was ich / wir daraus (wie?) gemacht habe(n), was dabei noch entstanden ist
  • „Lehrmaterialien“ im weitesten Sinne entstehen auch unmittelbar im gemeinsamen Tun
  • Ganz wichtige, ergiebige Quellen dafür sind die Arbeits- und sonstigen Lebensrealitäten der Lernenden – es geht also auch darum diese dabei zu unterstützen, Geschichten (in Ton / Bild / Video / Grafik / (Alltags)Objekten / oral & visual history…) in diesen Realitäten zu sammeln, sie zu ermuntern Fundstücke mit eigenen Eindrücken und Meinungen zu ergänzen sowie multimedial zu gestalten und dann dafür zu sorgen, dass diese „Bausteine“ lebendige Teil der „Lehrmaterialien“ für alle Beteiligten werden sowie mit möglichst vielen geteilt und weiter entwickelt werden
  • Diese Bausteine sind dann eben für andere wieder Inspirationsquelle, Ausgangspunkte, Stein des Anstoßes… – sie dürfen der „community“ geschenkt werden, mit dem deutlichen Hinweis, dass Kommentieren / Weiterverarbeiten / Remixen / neu Interpretieren herzlich willkommen und erwünscht ist

Bausteine suchen

Teil 2 der Überlegungen zu OER nach zwei Wochen COER. Links zu Teil 1 und Teil 3.

Natürlich arbeite auch ich mit bewährten Bausteinen und Materialien, freue mich, wenn ich wo eine Anregung finde, die ich gut übernehmen kann. Gleichzeitig bemühe ich mich um Flexibilität, um ein „Gestalten / Lernen am Weg“.

Beim Suchen nach OER – also möglichen Bausteinen die auch ich einsetzen kann sind mir folgende Dinge aufgefallen:

  • Oft werden OER nicht als solche bezeichnet, obwohl sie aber auch Kriterien wie eine sehr offene Creative Commons Lizenz aufweisen. Soll heißen: So hilfreich auch von mir genannte OER-Portale / Sammlung von OER-Ressourcen sind: Auch verschiedenste Institutionen oder Einzelpersonen bieten online (und natürlich auch offline) Bausteine an, die für den Unterricht ohne rechtliche Schwierigkeiten nutzbar sind. Wichtig ist also ebenso ein „thematisches“ Suchen, ein Miteinbeziehen unterschiedlichster ExpertInnen.
  • Selbst wenn etwas bei einer OER-Suche herauskommt, sind die zu findenden Copyright oder Copyleft-Hinweise manchmal sehr dürftig, nicht vorhanden oder widersprüchlich. Gleichzeitig ist es in manchen Fällen relativ leicht, Antworten von den für z. B. ein Webportal Verantwortlichen zu bekommen, wie etwas eingesetzt werden kann / darf. Dadurch können in vielen Fällen spannende Kooperationen entstehen – dazu möchte ich auf das Konzept der „lebende Bücher“ verweisen: Gutes Suchen kann als Ergebnis auch Menschen „bringen“, die mit Lernenden ihr Wissen teilen oder mit diesen gemeinsam an Neuen arbeiten!
  • Suchen braucht auch den Mut, „Suchfragen“ mit verschiedenen on- und offline communities zu teilen
  • Für andere Suchende beinhaltet auch meine Art zu suchen spannende, anregende Hinweise – es ist also hilfreich, zu dokumentieren, was Ausgangspunkte, Erfolgsgeschichten, Stolpersteine oder Überraschungen waren.

Das „Bild“ vom Lehren / Lernen

Teil 1 der Überlegungen zu OER nach zwei Wochen COER. Links zu Teil 2 und Teil 3.

Eine Frage die ich hier stelle, hat sich schon in einiger meiner Beiträge am Forum „angekündigt“:

Nach welchen „Lehr- / Lernunterlagen“ suchen wir eigentlich? (Wir auch deshalb, weil ich ja selbst ebenso Seminare für verschiedenste Zielgruppen gestalte und immer auf der Suche nach spannenden & inspirierenden Bausteinen bin).

Dazu gehört zunächst eine andere Frage: Vom welchen Bild von Lehren / Lernen gehen wir aus? Ich persönlich bemühe mich mit wechselnden Erfolgen um einen konstruktivistisch & konnektivistisch geprägten Ansatz, der u. a. durch folgende Haltungen geprägt ist:

  • Jede Gruppe ist heterogen und daher ist dort vielfältiges Wissen und einen großen Pool an Ressourcen für verschiedenste Aufgabenstellungen zu finden
  • Lernen ist ein dialogischer Prozess – wobei „Dialog“ kein Zufall ist, aktive Unterstützung braucht
  • Gerade in einer Zeit der Informations(über)fülle: Wichtige Kompetenzen sind der selbstbewusste Umgang mit verschiedenen Medien bzw. ihren Gestaltungskonzepten, die Fähigkeit kritische Fragen zu stellen und jene, „Fundstücke“ aller Art kritisch betrachten sowie in neue Zusammenhänge bringen zu können
  • Wir sind Wesen, die grundsätzlich auf Kooperation ausgelegt sind, auch diese ist weder ein Zufall noch selbstverständlich – Lernen bedeutet ebenso, Kooperation zu ermöglichen, zu leben, zu teilen, sich gemeinsam am Weg machen und diesen aktiv (mit)gestalten
  • Lernen bedeutet also ebenso möglichst enge Bezüge zu eigenen Lebensrealitäten, zur Wahrnehmung von lokalen, regionalen und globalen Strukturen bzw. zu Wegen diese zu verändern

Insofern bin ich davon überzeugt, dass Suche nach verschiedensten „Lernunterlagen“ immer ein Stück weit gemeinsam von Lehrenden und Lernenden umgesetzt werden kann. Dieses „Suchen / Analysieren / neu Sortieren / Vergleichen“ und natürlich auch das „selbst zum/zur ProduzentIn“ werden ist ein Teil eines Prozesses, der immer auch ein Stück individuell geprägt ist. Gleichzeitig sind entstehende Ergebnisse – dies können auch neue Fragen sein oder der Eindruck, dass zu einem Thema „nix zu finden“ ist – nicht nur für die unmittelbar agierende Gruppe interessant. Und: In der Vernetzung mit anderen „außenstehenden“ Gruppen können ebenso ganz neue Ideen, Ergebnisse, Projekte entstehen…

Als Ergänzung siehe meine Überlegungen unter dem Schlagwort zweinullchancen