Dieser Text als pdf

In einem E-Porfolio sind biographische Angaben ein nicht wegzudenkendes Element. Die kontinuierliche Reflexion der eigenen Biographie auch als Ausgangangspunkt für das (Wieder)Finden von neuen Zielen ist zudem eine zentrale Säule von selbstbestimmten Lernen. Die folgenden Hinweise und Überlegungen sind auch als Inspiration für Lehrende gedacht, biographisches Arbeiten in didaktische Designpläne zu integrieren.

Ein wichtiger Ansatz ist, Lebensstationen sichtbar zu machen und welche Fähigkeiten, Talente, Ressourcen, Wissensinhalte im weitesten Sinn dort erworben wurden bzw. wie sich diese in kommenden Lebenssituationen „abrufen“, konkret einsetzen lassen. Ein Schritt ist dazu, diese Stationen ebenso wie dort „Gefundenes“ / „Erworbenes“ zu visualisieren; etwa mit:

  • einfachen Zeitstrahl (beginnend mit der Geburt) (auch mit Web 2,0 – Werkzeugen machbar – siehe diesen Beitrag)
  • „mein Weg“ mit Symbolen wie Weggabelungen, Wegweiser, Visualisierung des Wetters oder des Wegzustands, Bäume, (abgebrochene) Brücken usw. die verschiedene Ereignisse in ihrer chronologischen Abfolge deutlich machen oder auch verschiedene begegnete / wichtige Personen und ihre Ressourcen.
  • Einsatz des Mediums Ausstellung mit einer Kombination aus Texten, Bildern, Erinnerungstücken, (im Alltag) gefundenen oder selbst hergestellten Objekten, die bestimmte Aspekte repräsentieren
  • als Kombination mit mein Weg „Wollfaden“ oder ähnliches als Symbol für den Lebensweg, verschiedene Gegenstände für Stationen, Ereignisse, Begegnungen, Wendungen… auf diesem Weg
  • Szenische Aufarbeitung (z. B. mit Statuenarbeit in denen verschiedene Situationen sichtbar gemacht werden sowie improvisierten Kurszenen)
  • digitalen Medien, die verschiedene Erlebnisse aufgreifen (Fotoalbum oder Bilderserie, Audio, Video; Kombinationen daraus)

Einige Frageimpulse für Biografiearbeit

  • Zunächst ein Verweis auf ein Dokument der HTWK Leipzig in dem ähnliche Fragestellungen enthalten sind und der Fokus noch stärker auf Lernen ist
  • Mein Leben visualisieren in Sieben-Jahres-Schritten von Geburt an mit wichtigen Lebensstationen, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind (für manche Gruppen wichtig ist der Hinweis, dass es sich hier auch um eine Erinnerung handeln kann wie: Ich war vier Jahre alt, ich stand am See, die Sonne spiegelt sich im Wasser)
  • In jeder der Sieben-Jahres Phasen: Was habe ich dort inhaltlich gelernt (z. B. Instrument, Sprache, berufliche Ausbildung, Kochen, Radfahren…)?
  • Welche Ressourcen habe ich dadurch erworben -> Ressourcenkleiderschrank (siehe diese Anleitung in einfacher Sprache)
  • Welche Dinge will ich in den nächsten sieben Jahren lernen? Oder auch: Was will ich auf jeden Fall noch machen / erreichen?
  • In den letzten sieben Monaten / sieben Wochen / sieben Tagen / sieben Stunden und sieben Minuten: je eine bis drei Situationen, wo mir etwas gelungen ist
  • Welche Ressourcen stehen hinter diesen gelungenen Momenten?
  • Bei dem was ich noch (z. B. in den nächsten 72 Stunden) lernen / machen / erreichen will. Welche meiner Ressourcen sind dabei für mich hilfreich?
  • Welche Ressourcen gibt es in meinen Umfeld, die ich mir hier dazu holen kann?
  • Wen kann ich selber bei seinen/ihren Zielen unterstützen?

 

Literatur zum Thema

Hölzle, Christina/Jansen, Irma (Hg., 2011): Ressourcenorientierte Biografiearbeit. Grundlagen − Zielgruppen − Kreative Methoden, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Reich, K. (Hg., 2008). Biographiearbeit In: Methodenpool http://methodenpool.uni-koeln.de. http://methodenpool.uni-koeln.de/download/biografiearbeit.pdf (umfangreiche Literatursammlung zum Thema, sehr ausführliche Beschreibung methodischer Ansätze sowie Einsatzbeispiele)
siehe auch: Biografiearbeit, Beschreibung von Methode, Hintergrund und Anwendung im Feld Hochschuldidaktik http://methodenpool.uni-koeln.de/biografiearbeit/frameset_biografie.html
Schlüter, A. (2008). Biographisches Lernen als Bestandteil des Studiums zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung? in