Hybrides Lernen @ FH Burgenland
Kleiner Hügel, große Wirkung: Ich bin ausgerutscht und meine Quatrizepssehne ist gerissen. Durch einen sehr schweren Spaltgips war meine Mobilität stark eingeschränkt, mir war es aber wichtig, ein Stück der Lehrveranstaltung im Studiengang Wissensmanagement an der FH Burgenland umzusetzen. In dieser – heuer mit dem teaching award der FH Burgenland ausgezeichneten – Lehrveranstaltung geht es um das gegenseitige Kennenlernen und die ersten Schritte hin zu eigenen Arbeiten mit Blog / E-Portfolio.
Ich habe hier einige Erkenntnisse aus der #smartsetting – Weiterbildung umgesetzt / weiterentwickelt:
Die studierenden erhielten vorab einen genauen Ablauf der Lehrveranstaltung, die in zwei Gruppen umgesetzt wird. Ich habe in jeder Gruppe vorab zwei bis drei Studierende gewinnen können, mich vor Ort zu unterstützen (Danke dafür!!). Sehr wichtig war auch die Studiengangsleiterin Barbara Geyer -Haydn, welche ein Mikrofon organisierte.
Ich habe hier ZOOM genutzt, weil diese Software aktuell am stabilsten läuft und ein Einstieg mehrerer Teilnehmende sehr einfach ist. Wichtig war mir, auf jeden Fall zumindest ausschnittsweise das Geschehen im Raum mitzubekommen. Dafür wurden die Webcams von Studierenden genutzt, ich (bzw. mein Bildschirm) war über den Beamer sichtbar und im Raum hörbar.
Diese Lehrveranstaltung ist am Inverted Classroom Modell ausgerichtet: Die Studierenden erhalten sowohl Vorbereitungsmaterial als auch damit verbundende -aufgaben, wobei das peer learning inkl. gegenseitiger Rückmeldung zentrale Rollen spielen. So hatten die Studierenden hier sich nicht nur mit einigen grundlegenden Artikeln zum Thema Bloggen auseinandergesetzt und einem Einstiegskurs zu WordPress, sie setzten auch eine Rechercheaufgabe nach „Wissensblogs“ um, also solchen, die sich im weitesten Sinn mit Wissensmanagement beschäftigen. Diese sollten nach von mir vorgegebenen Kriterien analysiert und miteinander verglichen werden.
Im zweiten Schritt sollten zumindest zwei solcher Analysen von anderen Studierenden durchgesehen und dazu ein Peer Assessment abgegeben werden. Dies führt dazu, dass die Studierende eine große Zahl an Blogs und wie diese gestaltet sind kennenlernen sowie Ideen für die Ausrichtung eigener Inhalte bekommen. Durch das Etherpad waren alle Ergebnisse der Einzelarbeit sofort für alle sichtbar und zugänglich – insgesamt war diese Umsetzung auch ein Beispiel, wie Lernen und wissensmanagement in einem hybriden Setting gut laufen kann.
Dazu aufbauend habe ich die Präsenzarbeit mit einer Einzelarbeit gestartet, wo jede*r in einem Etherpad wesentlichste Wahrnehmungen aus diesem Prozess zusammenfasste und daraus Schlussfolgerungen für das eigene Bloggen zog. Diesen Prozess konnte ich live mitvollziehen und kommentierte einzelne Beiträge bzw. stellte Fragen an die Verfassenden bzw. die Studierenden insgesamt zu einzelnen Wahrnehmungen oder Begriffen. Dabei führte ich das Prinzip ein, dass jede*r der*die sich zu Wort meldet, den eigenen Namen voranstellte. Denn ich sah zwar am Übersichtsbild, das jemand sprach, aber nur bedingt wer das war. So konnte ich leicht und schnell den*die Studierenden wieder ansprechen.
In einem darauf aufbauenden Schritt setzte ich die Improvisationsmethode „Ich bin, ich bin, ich nehme“ ein. Die Vorgabe: Jeder Begriff sollte ein möglicher Bestandteil eines Blogs sein oder was diesen als „gelungen“ wahrnehmbar macht. Dabei wurde die Kamera im Raum so gedreht, dass ich das Geschehen mit verfolgen konnte. Ich habe diese Methode schon sehr oft umgesetzt. Und es ist sichtlich gut gelungen, sie so zu erklären, dass sie von allen Anwesenden auf sehr intensive Weise umgesetzt werden konnte. Die entstehenden Begriffe wurden von freiwilligen Studierenden in einem Padlet mitgeschrieben. Eine schöne Variante, Inhalte anzuwenden und gleichzeitig auf spielerische Weise zu vertiefen, bzw. auch Aspekte zu finden, die so bislang noch nicht in den Vordergrund geraten waren. Zu den Begriffen wurde dann noch kurz diskutiert.
In einem nächsten Schritt reflektierten die Studierenden nochmals ihre Erfahrungen und Strategien beim Suchen nach „Wissensblog“ in Triaden und hielten dabei eingesetzte Keywords paper based fest. Die niedergeschriebenen Worte dienten dann als Inspiration weitere Keywords für eine solche Suche festzuhalten. Abschließend markierten die Studierende Worte auf diesen Zettel, die sie als Beschreibung für den eigenen Blog als „passend“ / inspirierend erlebten. Die fertigen Bilder wurden dann für mich in die Kamera gehalten und von einem Studierenden der Triade zusammengefasst. Wäre ich vor Ort gewesen, wäre die Zeit für diese Gruppenarbeit prozessorientiert vermutlich am Ende etwas kürzer gefallen, die Studierenden hatten aber sichtlich kein Problem dabei, die Zeit für sich sinnvoll zu nutzen.
Wichtig in dieser Lehrveranstaltung ist mir, mit möglichst allen Studierenden in Kontakt zu kommen und in dieser wichtigen Orientierungsphase zu unterstützen. Ich erlebe den Einsatz des Blogs / E-Portfolios als wichtigen Aspekt des Working Out Loud, eines der Grundhaltungen des Studiengangs. Auch in der Hinsicht auf die Fokusierung von Themen, welche für die Studierenden tatsächlich in einem möglichst intensiven Form von Interesse sind. Ich habe das in diesem Setting mit einer „Coaching Zone“ umgesetzt, was ich schon länger in einem hybriden Setting austesten wollte:
Im Raum wurde ein Bereich durch zwei Pinnwände abgetrennt, ein Rechner aufgesetellt auf dem ein Onlinemeeting lief, wo ich Einzelgespräche umsetzen konnten. Parallel liefen (andere) Triaden, in denen die Studierenden – auch aufbauend zu einem Input von mir zum Prinzip des Redaktionskonzepts – an eigenen Ideen zum Blogge brainstormten, sich gegenseitig Rückmeldung gaben. So entstand ein hohes Ausmaß an Intimität, das von den allermeisten Studierenden genutzt wurde.
Was nicht ganz so intensiv funktioniert hatte war, dass nicht so viele Studierende die Kamera eigener Endgeräte nutzten um mir im ZOOM Meeting andere Perspektiven sichtbar zu machen, obwohl ich das mehrfach versuchte zu initiieren. Das hing zu einem mit einer sehr schlechten W-Lan Verbinung zusammen. Gleichzeitig hätte es hier eine Phase eines „digitalen Spielplatzes“ gebraucht, wo dieses Prinzip ausgetestet und als spannende Variante erlebbar worden wäre.
Die Tonqualität war überraschend gut, wobei sicher auch niegelnagelneue geschlossene Kopfhörer beitrugen, die ich nutzte.
Spannend ist in so einem Setting Schweigen, also etwa wenn ich sage: „Welche Fragen gibt es noch“. Durch mehrmaliges Nachfragen konnte ich das Auflösen; eine Variante wäre gewesen mit Handzeichen zu arbeiten, mit denen alle – -füreinander und für mich schnell sichtbar – signalisieren hätten können: alles klar soweit, lasst uns weitermachen.
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