Lernort Social Media

Im imoox-MOOC geht es um Social Media, wie diese in Bildungskontexten einsetzbar, nutzbar sind und – natürlich – über Gefahren die dabei zu beachten sind. Aber wenn von Social Media Gefahr ausgeht, warum sie dann ausgerechnet im Bildungskontext einsetzen? Also dort wo es – u. a. zu Themen wie Gesundheit, Soziales, social skills – um Privates, Vertrauliches, Heikles geht?

In der öffentlichen Diskussion werden verschiedenste Begriffe durcheinander gewürfelt. #1: Eine Gleichung lautet etwa „Internet = Facebook“. Da Facebook „gefährlich“ ist, ist demzufolge Internet gefährlich. Wird jemand dann gefragt, was denn genau Social Media sein könnten, wirds schon kniffelig. oder noch schlimmer wenn nach „Web 2.0-Anwendungen“ gefragt wird. Egal, denn „nach Snowden ist doch alles anders“. Dazu später.

#2: Dort, also in den Social Media, würde es doch ausschließlich oder zumindst hauptsächlich um Banales, also etwa die viel zitierten Katzenbilder gehen. Sie seien demnach Zeitverschwendung, Ablenkung vom Wesentlichen („den Inhalten“) und wenn Fragmente von Informationen sichtbar würden, könnten diese rein gar nicht überhaupt nicht ernst genommen oder – Gott sei bei uns – zitiert werden.

#3: Beziehungen in Social Media sind belanglos, oberflächlich und immer wieder („öfters als Du glaubst!“) gefährlich, weil ja „dort“ sich alle möglichen Schurken tummeln.

User generated content, also von NutzerInnen gestaltete Inhalte gab es schon immer im Internet. Möglichkeiten, diese zu finden, zu teilen, kommentieren oder Inhalte selbst zu gestalten und anderen zur Verfügung zu stellen schon weit weniger. Internet war anfangs mehr ein „Monolog“ und wurde dann zu einem gigantischen Netzwerk mit rasanten Kommunikationsflüssen. Ein Teil dieser Entwicklung war sicher die Etablierung sozialer Netzwerke wie eben Facebook oder Vorläufer dazu wie StudiVz. Und wer sich daran erinnern kann: Auch „magnet“, ein (damals mein) provider dessen sehr pixeliges Homepage-Design in den 90er Jahren einem Marktplatz entsprach bot eine kleine community.

Mit der sprunghaften Zahl der Zugangsmöglichkeiten stieg auch jene der NutzerInnen des Internet. Und diese trafen sich zum Beispiel auch auf Facebook. Also einem Ort, wo in einem Profil und in mehr oder weniger tagtäglichen oder sogar stündlichen Postings Dinge über das eigene Leben erzählt werden.

Alltägliches, Banales in Text und Bildern, Links zu Songs. Das soll etwas mit Bildung zu tun haben? Noch dazu stehen dann Texte oder Bilder, die „ganz sicher“ mit den damals höchsten Sicherheitseinstellungen gepostet wurden plötzlich in der Öffentlichkeit. Hilfe, das Bild vom letzten Saufgelage ist öffentlich. Egal wie hoch Sicherheitseinstellungen gewählt wurden, seit Snowden ist bekannt, dass die NSA und ganz viele andere Geheimdienste alles mitlesen, mitverfolgen, verknüpfen. Seit Snowden? Ich gebe zu, dass meine Wahl von Vor- und Hauptabendserien von anderen ab und zu als seicht erlebt wird, etwa wenn ich Navy CIS schaue, eine Serie von Ermittlern die Todesfällen in den US-Wasserstreitkämpfen auf den Grund gehen. Eine Figur, McGee, sticht dadurch hervor, von jeder beliebigen Person auf Knopfdruck Bankkonten, Telefonverbindungen, Lebensversicherungen und wann jemand zuletzt mit dem Hund vor die Tür ging sichtbar machen zu können. E-Mails sowieso. Und das schon viele Jahre vor Snowden. Wer heute nach Snowden „voller ungläubiger Überraschung“ ist, dem/der glaube ich das schlicht nicht. Kommunikation zwischen Menschen wurde schon immer in unterschiedlichster Intensität überwacht. Trotzdem wurde fröhlich weiter kommuniziert und es entstanden so auch Revolutionen verschiedener Intensität und Dauer.

Also ja, was ich öffentlich – egal ob als Brief, Mail oder Posting kundtue – kann jemand anderer lesen. Das muss mir bewusst sein und ich gestalte dementsprechend was und wie ich es sage. Web 2.0 bedeutet dabei für mich, auch Informationen zur Verfügung zu stellen, zugreifbar zu machen, zu kommentieren, teilen, neu zusammenzustellen. Und zwar mit Menschen aus der ganzen weiten Welt. Menschen die ich sonst nie kennengelernt hätte und die mir wiederum Wege zu Informationen ebnen, auch durch Einblicke in ihre „Alltage“ und ihre Expertise. Wie sich solche Menschen finden lassen, Informationen bewertbar, analysierbar, hinterfragbar sind und vor allem auch wie sie selbst auf eine seriöse und offene Weise gestaltet werden können ist eine ganz große Lehr-und Lernaufgabe unserer Zeit. Gerade aus der Perspektive: Social Media sind gerade durch ihre Alltagsbedeutung ein Teil von Lernerfahrungen und Lernfelder, egal ob sie aktiv oder nicht genutzt werden.

Nachtrag: Links zu Social Media in der Schule die ich in einem Flipboard aus Anlass eines Vortrags (powerpoint slides) bei den edudays 2014 gesammelt hatte.

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