Improvisation meets Guerilla

Ganz frisch erschienen ist ein Buch, das ich mit meinem lieben Kollegen Thomas Duschlbauer gemeinsam geschrieben habe: „Guerilla – Exploration, Improvisation und Kommunikation„. Dort finden sich umfassende Hintergründe zu Guerilla Kommunikation mit historischen Quellen und einer großen Palette an innovativen, kreativen Ideen für die Umsetzung in verschiedensten Feldern. Eingebracht habe ich dort auch Methoden, Herangehens- und Sichtweisen der Angewandten Improvisation, die so auch als Weg(e) einer dialogorientierten Intervention nutzbar werden.

Gleichzeitig erweitert sich so auf eine spannende Weise die Palette der möglichen improflair-Angebote! Gerne gestalten wir guerilla-camps an allen möglichen und unmöglichen Orten – die Methoden sind nicht nur für Werbekampagne eine innovative herangehensweise sondern auch für interne Kommunikation bzw. die Weiterentwicklung von Institutionen und Unternehmen.

ImproHack auf der #dghd17

Ich war bei der #dghd17 auch bei einem „Hacking-Event“ beteiligt und dabei mit Angewandter Improvisation auch als Teil meines Weges meiner Dissertation gearbeitet (ergänzende Kommentare und Wahrnehmungen u. a. der etwa 30 Teilnehmenden an dieser Session sind natürlich herzlich willkommen).

Hacking  meint in diesem Kontext mit einem spannenden Mix an Versuch und Irrtum zu arbeiten sowie vorhandene Konzepte, Methoden, Materialien völlig neu zu kombinieren und einzusetzen (siehe diesen Beitrag dazu). Gerade Methoden aus der Angewandten Improvisation können dabei hilfreich und inspirierend sein. Sie initiieren, begleiten nicht nur kreatives Denken, das finden unkonventioneller Handlungsoptionen, sondern unterstützen auch das Fokussieren auf konkrete Schritte und deren Reflexion. Weiters haben sie einen positiven Einfluss auf die Art der Zusammenarbeit, auf das gesamte Flair in Denk- und Arbeitsräumen im weitesten Sinn. Mit Improvisationsmethoden geschieht weiters in einem sehr umfassenden Sinn Bricolage, also nicht nur das Sammeln und Strukturieren eines Repertoires an Erfahrungen, Ideen und Materialien, sondern auch eine spielerische Kombination dieser, ein angstfreies und lustvolles Prototyping (Hintergrund zum Begriff siehe zB diesen Fachartikel).

Thema war bei der #dghd17 interne Kommunikation, also auch die Frage wie sich hochschuldidaktische Themen gut vermitteln, anbringen lassen. So habe ich die Teilnehmenden gebeten zunächst auf einige zentrale Improvisationsregeln hingewiesen, also, dass sie nichts falsch machen können und sie sich der allerersten Idee anvertrauen können die sie haben und dass dabei auch Ideen entstehen dürfen, die im ersten Moment banal oder gewöhnlich erscheinen (mehr siehe hier).

Dann habe ich eingeladen sich dem Nachbarn / der Nachbarin zuzuwenden und sich vorzustellen. Ein Schritt der gerade auch für diese Methoden immer wichtig bleibt und zu einem vertrauensvollen Miteinander beiträgt. Weiters dann sich die aktuell dringendste Herausforderung in der internen Kommunikation zu Hochschuldidaktik zu berichten. Und zwar in einer bewusst kurz angelegten Zeitspanne (1 Minute). Weiters dann darauf zu achten, ob es bei diesen beiden Herausforderungen ein übergeordnetes Thema gibt.

Der nächste Schritt war zunächst das Prinzip der Wort-für-Wort Assoziation miteinander auszuprobieren. Ich habe dann nach ca. 2 Minuten nachgefragt, ob sich schon in dieser Geschichte Hinweise, Ideen und Handlungsoptionen für das vorher gefundene Thema gefunden haben. Dann folgte die Bitte, die Übung mit der Vorgabe zu wiederholen, miteinander eine mögliche Lösung zum Thema kollaborativ zu entwickeln. In beiden Schritten zeigte sich ein Effekt, den ich oft beobachte: Die anfängliche Zuwendung aus dem gegenseitigen Bericht einer Herausforderung wurde in der Körpersprache, im Augenkontakt, in zuwendenden Gesten noch intensiver. Der Energielevel des gemeinsamen Tuns stieg merkbar an, auch im Sinn von höheren Tempo, etwas höherer Lautstärke und auch Lachen.

Abschließend lud ich ein Gruppen mit drei bis vier Personen zu bilden und mit der Grundmethode des Solution Threesome umzusetzen, in diesem Fall mit der Variante, dass ein vierter Satz eine Art ‚Moral der Geschichte‘ bilden sollte. Wieder wurde merklich intensiv und lustvoll gemeinsam gearbeitet.

Im Debriefing wurde auf die lustvolle und zugleich intensive Atmosphäre hingewiesen, darauf, dass unkonventionelle und spannende Ideen entstanden, auch durch das aktive Zuhören und das innere Weiterdenken von ausgesprochenen Worten und Sätzen anderer Teilnehmender. Eine Teilnehmerin gab an sich überfordert zu fühlen. In einem Gespräch danach haben wir auch darüber gesprochen, dass es bei dieser Vorgangsweise ein sehr, sehr hohes Tempo gewählt wurde und manche Zwischenschritte angesichts des engen Zeitrahmens (15 Minuten) weggelassen wurden bzw. auch die Phase des Aufwärmens, also des aufeinander und die Methoden einlassen sehr, sehr kurz ausfiel.

Insgesamt eine sehr gelungene Umsetzung, die einmal mehr viele Potentiale von Improvisationsmethoden auch für das Finden und Konkretisieren von Ideen für als herausfordernd erlebte Themen / Situationen zeigte.

Bei einer weiteren Umsetzung mit einem ähnlich engen Zeitfenster könnte die Aufwärmphase durch eine Veränderung der Sesselanordnung im Raum unterstützt werden, was in diesem Fall innerhalb von einer Minute machbar gewesen wäre. Weiters wäre eine ergänzende kleine Körperübung möglich gewesen (im Sitzen oder vielleicht noch besser kurz im Stehen) im Sinn von: Ich gebe einen Impuls, Du reagierst mit einem Impuls usw. So wären die Barrieren, für einige beim Tun vermutlich noch niedriger gewesen. Auch für die Weiterentwicklung wichtig ist einmal mehr die Frage der Dokumentation entstandener Ideen. Ein gleichzeitiges Mitschreiben hätte hier das Prinzip der Überforderung zu stark ausgereizt, denkbar wären Tonaufnahmen.

 

Too many things at the same time? Yes, and – needs “space”…

I have been invited as a speaker to “Impro talks symposium” (Zurich, Oktober, 2016) organized by Gunter Lösel (Institute for the performing arts and film at Zurich University of the arts). One workshop was done by the marvelous Dr. Duncan Marwick. He is an expert and practitioner on playback theater, he worked with the participants with different games.

In this blogpost I want to concentrate on the very first game he used. A ball game. I hate ball games. Hate is probably the wrong word: My experience is, that it is very hard for me, to catch balls, I often let them drop, even if I try very hard not to. So for this occasion another word is (mental) overload. I get frustrated very fast and the feeling, that I can’t be a part of this game is getting overwhelming. Often I drift in a set of mind that is dominated by resignation and growing apathy. Of course this results in reducing the chance to catch a ball near or equal zero. I even get the feeling, that I am bad in throwing balls so that other can catch it “properly”. And this feeling often influences my actions.

What is more, I think that I notice that other people in the group get impatient. Even angry about my incompetence – or worse, some even laugh, when I drop a ball just another time. (Which of course is seldom connected to me but it feels like it). And I feel like people stop to throw balls for me.

Why I am describing all this is, that I sometimes hear similar things from people who watch or take part in improvisation activities.

Hold it! Isn’t it just this Christian, who often and often tells how awesome improvisation is, how valuable, how inspiring and energy giving, how it connects and includes people and fosters participation? How it makes people get a better grip in their life, feel and use more self efficacy? How it fosters to cooperate more intense, get loads of fantastic ideas? Yes, and I just used some approaches and tools of applied improv at a conference and some people told me things, very similar or just with the exact words as I used, describing my “ball experiences”.

Someone at this conference even said aloud, it is an issue of not-inclusion: There are people who are (who think and feel, they are) slower. There are people bringing in ideas and words faster, sometimes pushing hard, taking all the room that is there. And some people step back – feel outside the game – they even can’t see any “balls” flying – the noun balls is used here for words, ideas, contributions of any form and given in different ways. They get frustrated and – see my description above…

So what now?

Back to Duncan Maverick ball game: He used “balls” shaped like a small pyramid, very soft and still good to throw and easy to catch. He throws one ball, and participant throw it around in the circle. He introduces a second, a third, a fourth… a ninth ball. And again and again tells (or shows through his actions) us:

  • Yes, there are many balls
  • Yes, you won’t see them all
  • Yes, you won’t have enough time, to sort your mental thinking
  • Yes, you will drop some and it doesn’t matter
  • Perhaps you will catch one but there is a not too small chance, that no one will notice
  • Perhaps you will catch a ball and forget to look at / for other balls that are coming after split seconds
  • Yes you will throw balls at people, who aren’t watching you (or the ball), because they are in someway distracted – so they won’t be able to catch the balls and it is not your fault
  • Yes some people will throw balls to you, even if you are far too late / not at all looking in their direction
  • You will pick up balls you dropped, that are lying around, that were thrown for other people
  • …perhaps you will even run for a ball, lying on the floor, to be the first to take it up and throw it
  • you will throw two or three balls in the room – some will be stranded in the middle of the room, but split seconds after that picked up and brought back in the game

What happens is after three or four rounds with the – for me well known – frustration I start to let go. I start to laugh. I start to be faster.  I even catch a ball. And it is fine but I don’t depend only on this feeling of “success”. I am in the middle of the game. Feeling connected to the other people, together inventing different ways to catch / throw balls, to alter the rules of the game, to play with being near and far, being fast and slow. So it also could be defined as a cooperate research process on ball games, on connectivity, on cooperation, on finding / evolve / connect / merge ideas.

So what was necessary to reach this state of mind, to once again (co)create the improflair?

Duncan Maverick didn’t use any warm ups. He used a room that is big enough. He helped us to shape a circle together. He threw the balls and explained all the times. And he named the frustration. The eagerness to succeed to “properly” throw and catch balls. And told us, there is no “properly” way to do it. That there are infinite variations how to do it. And he kept on telling this, succeeding to plant seeds of joy and laughter and working together – creating a safe place for really anybody.

Of course at this very workshop it also was helpful, everybody knew that Duncan will use unusual methods, performative approaches, will work with “overloading”.

To sum it up, some findings:

  • Methods of Applied Improvisation can be used and are useful in any setting
  • They help to generate lots of ideas in an amazingly short time
  • They foster cooperation and collaboration – between a lot of people in a room, also among people how don’t work together normally, meet for the first time
  • You can use methods of Applied Improvisation without warm ups
  • You can incorporate these methods in “tight” places (e. g. not much time)

And if you do that, some people will feel out of place, mental overloaded, have the feeling they are to “slow” for “that” kind of activities, to less creative. You won’t succeed in including all people. Some even will feel excluded and frustrated.

So if your aim is more inclusion it is important to:

  • Have enough time (and “space” like a good place with enough light…)
  • …explain some concepts of Applied Improvisation at the beginning / in between (say yes and, let your partner shine, follow the follower…)
  • To start with warm ups (using espcially Impulses to really see / here / perceive each other)
  • To build upon the warm ups with very basic methods, where everybody is playing / doing at the same time
  • To slowly increase the pace, the challenge of the methods
  • To do a lot of supportive, encouraging side coaching
  • To integrate debriefing

Let’s catch some flying pigs!

“When pigs fly” is a figure of speech that says something is completely impossible, even unthinkable. For example: “Can people really change for good?” “Yes, when pigs fly.”

For us a flying pig is the moment of insight that brings shift and transformation in our clients, students, participants…

Join us in our quest.

We will not only look for flying pigs, we will also research ways to catch them, integrate them in our work and our lives with the help of methods and inspirations from the fields of Applied Improvisation and Strategic Narrative Embodiment.

In this online Pig Catching adventure you will be accompanied by Petro Janse van Vuuren from south Africa  and Christian F. Freisleben from Austria. Weiterlesen

Anregungen für innovative didaktische Methoden – Workshop mit/zu Angewandter Improvisation

Ein Workshop (2,5 Stunden) mit etwa 20 haupt- und nebenberufliche Lehrende aller Fachrichtungen der FH Wr. Neustadt (siehe diese Einladung).

 

Ort ist ein Seminarraum, der zuvor schon etwa für einen Didaktik-Austausch von 26 Lehrenden gedient hatte, bei dem ich dann einen Thementisch zum Inverted Classroom Modell (als Hintergrund siehe diesen – ebenso weitgehend aus meiner Feder stammenden – Bereich des SKILL-Blog) übernahm. Diese Gruppe entschied sich spontan, den Raum aufgrund der Lautstärke zu verlassen – der Austausch der anderen macht eine Konzentration schwierig. Bei dieser Gelegenheit beschließe ich, Wort-Assoziationsspiele im Workshop am Nachmittag, nicht wie angedacht im Gehen, sondern im Sitzen umzusetzen, um den gegenseitigen Fokus nicht zusätzlich durch die Geräusche des Gehens zu erschweren.

Agnes Hofer, vom Institut für persönliche Kompetenzentwicklung, die auch Leiterin einer Arbeitsgruppe zu Hochschuldidaktik ist und mich an die FH Wr. Neustadt eingeladen hat, frägt mich vor der Pause, ob wir den Raum noch umstellen sollen und ich entschließe mich dafür, dies gemeinsam mit der Gruppe zu machen.

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Improvisation – Partizipative, kreative und leichtfüßige Zugänge

Rückblick auf ein Seminar am 2. 4. mit 19 Teilnehmenden im Haus der Begegnung in Innsbruck:

Ein thematischer roter Faden waren die Themen „Beteiligung“ und „Partizipation“ sowie „Mitgestaltungsmöglichkeiten“ im Leben.

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Du bist Improvisation auf ununi.tv und bei einem Seminar in Linz

Improvisation bedeutet auch Risikobereitschaft und den Mut zu teilen. So bin ich seit einiger Zeit Teil des Projekts ununi.tv. Zur Geschichte dieses spannenden Projekts siehe hier: http://www.netzpiloten.de/ununi-tv-interview-wir-wollen-eine-offene-plattform-sein/ sowie hier auf golem.de. Weitere Infos finden sich auf dem ununi.tv-Blog.

Dem Team von Ununi.tv ist es zuletzt über startnext gelungen 25.000 Euro via Crowdfunding aufzutreiben. Weiterlesen

Beginne irgendwo

Beginne irgendwo

„So einfach kann es doch nicht sein!“ – eine Reaktion, die ich bei meinen / unseren Seminaren oder Beratungen manchmal bekomme. Dann, wenn eine Idee auftaucht, ein Lösungsansatz oder eine entlastende Alternative, die so „einfach“ ist, dass es fast schon weh tut.

Warum ist es manchmal so schwer, das „Naheliegende“ wahrzunehmen bzw. es auch zu nutzen? Weiterlesen

Digital stories

Das spannende Werkzeug der digital stories ist eines, bei dem Ansätze und Methoden aus der aktivierenden Medienpädagogik und auch aus der Angewandten Improvisation verknüpft werden können. Es geht ja auch um die Wertschätzung der Geschichten jedes/jeder Einzelenen und deren Wert für andere. Und es geht kreative Herangehensweisen an eigene Geschichten sowie Ansätze, wie sich diese positiv weiter entwickeln können, wo der/die ProtagonistIn wieder ein Stück mehr oder ganz Regie führt. Weiterlesen